Neuer Skandal um Ex-IWF-Chef Strauss-Kahn

Former International Monetary Fund chief Strauss-Kahn arrives to attend a French Senate commission inquiry on the role of banks in tax evasion in Paris
Former International Monetary Fund chief Strauss-Kahn arrives to attend a French Senate commission inquiry on the role of banks in tax evasion in ParisReuters
  • Drucken

Der frühere IWF-Chef beendet fluchtartig seine Laufbahn als Investmentbanker. Sein Geschäftspartner, der sich vor einer Woche umgebracht hatte, dürfte im großen Stil Kundengelder veruntreut haben.

Die Investmentbankerkarriere von Dominique Strauss-Kahn ist nach nur einem Jahr mit einem schweren Skandal zu Ende gegangen. Am Donnerstag berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Dokumente der Finanzaufsichtsbehörden in der Schweiz und Luxemburg, dass die Investmentfirma des früheren Chefs des Internationalen Währungsfonds Kundengelder veruntreut haben dürfte. Besagte Firma namens Leyne Strauss-Kahn & Partners (kurz: LSK) hat laut diesen Unterlagen im Jahr 2013 mehr als 400.000 Dollar (315.000 Euro) eines Schweizer Kunden gegen dessen ausdrückliche Erklärung dazu verwendet, die Aktien einer obskuren kleinen Schweizer Versicherungsfirma zu kaufen.

In-Sich-Geschäft auf Kundenkosten

Die Pointe daran: Mehrheitseigentümer des Schweizer Versicherers namens Firstcaution ist Strauss-Kahns Investmentfirma LSK. Im gesamten Jahr 2012 sowie in den ersten zwei Monaten von 2013 wurde keine einzige Aktie von Firstcaution an der Pariser Börse Marché Libre gehandelt. Dann wurden plötzlich an manchen Tagen Hunderttausende Firstcaution-Aktien gekauft und verkauft. Der Kurs schoss in die Höhe und machte das Unternehmen (zumindest auf dem Papier) für seinen Eigentümer wertvoller.

Treibende Kraft hinter diesen Machenschaften war Thierry Leyne, Strauss-Kahns Geschäftspartner bei LSK. In zahlreichen E-Mails versuchte er, den verärgerten Kunden, einen Schweizer Hedgefonds namens Insch Capital Management, zu beruhigen. Das Geld sei sicher, er brauche bloß noch ein paar Tage.

Geschäftspartner bringt sich um

Vor einer Woche fand dieses Hinhaltespiel ein tragisches Ende. Am 23. Oktober brachte sich Leyne in Tel Aviv um. Zu Monatsbeginn hatte ein Luxemburger Gericht LSK und Leyne als Hauptaktionär dazu verurteilt, zwei Millionen Euro an die Schweizer Versicherungsgruppe Bâloise zurückzuzahlen, die LSK für sie hätte investieren sollen.

In einem Interview mit der Tageszeitung "Le Parisien" versuchte sich Strauss-Kahn am Donnerstag von seinem früheren Kompagnon zu distanzieren. Er habe Leyne erst seit Kurzem gekannt, er sei ihm voriges Jahr von einer "langjährigen Freundin vorgestellt worden, die seine Lebensgefährtin geworden ist." Leyne habe einen "wechselhaften Ruf" gehabt, erklärte Strauss-Kahn, er sei aber davon angezogen worden, dass er "in der Vergangenheit einige sehr schöne Geschäfte gemacht habe, Unternehmen, die er mit guten Gewinnen an große Banken verkauft hat." Er selber habe mit dem Fall von LSK "möglicherweise meine Investition verloren und nie irgendeine Remuneration erhalten." Ohne einen Betrag zu nennen, sprach Strauss-Kahn von "viel Geld."

Vorwurf der Zuhälterei in Frankreich

Der frühere sozialistische Finanzminister Frankreichs war von 2007 bis Mai 2011 Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds. Die Bewahrung der Eurozone vor dem Zusammenbruch im Zuge der griechischen Staatspleite war zu einem Gutteil sein Verdienst. Nach einem Skandal in einem New Yorker Hotel, wo er ein Zimmermädchen aus Guinea sexuell misshandelt haben soll, und der darauf folgenden öffentlichkeitswirksamen Verhaftung trat er zurück. Das strafrechtliche Verfahren wegen des Vergewaltigungsvorwurfs wurde noch 2011 aus Mangel an Beweisen eingestellt, außergerichtlich einigte sich "DSK" mit der Frau auf die Zahlung eines unbekannten Schadenersatzes.

Sein öffentlich erklärtes Vorhaben, 2012 für die französische Präsidentschaft zu kandidieren, war damit gestorben. Mehrere Frauen, die er in der Vergangenheit sexuell belästigt haben soll, gingen nach dem New Yorker Skandal an die Öffentlichkeit. Im Februar 2015 erwartet Strauss-Kahn zudem das Urteil eines Strafgerichts in Lille in der Frage eines illegalen Prostitutionsrings bevor, in dem ihm die Staatsanwaltschaft Zuhälterei vorwirft.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.