Konjunktur: Zarte Zeichen der Hoffnung in Griechenland

A Greek flag flutters in front of the old Hellenikon airport at Hellenikon suburb, south of Athens
A Greek flag flutters in front of the old Hellenikon airport at Hellenikon suburb, south of Athens(c) REUTERS (YORGOS KARAHALIS)
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Die griechische Wirtschaft wächst wieder, die Arbeitslosigkeit geht zurück, und sogar bei den Privatisierungen gibt es Fortschritte. Doch das politische Risiko von Neuwahlen im Frühjahr bremst die Investitionen.

Athen. Seit Monaten lag es in der Luft: Unternehmer machten wieder zufriedenere Gesichter, ausländische Touristen überschwemmten das Land, selbst Langzeitarbeitslose aus dem Bekanntenkreis konnten wieder auf dem Arbeitsmarkt einsteigen. Jetzt steht es fest: Griechenlands Wirtschaft wächst wieder, und das, im europäischen Vergleich, relativ stark.

Im dritten Quartal legte die Volkswirtschaft laut Eurostat im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozent zu – deutlich mehr als die Eurozone, die im Schnitt um nur 0,8 Prozent wuchs. Und wie sich nun nach einer Revision der Zahlen zeigte, wuchs die griechische Wirtschaft auch von April bis Juni leicht mit 0,4 Prozent. Das wirkte sich vor allem auch auf die Arbeitslosenrate aus: Im Herbst 2013 lag sie noch bei 27,8 Prozent, bis August fiel sie auf 25,9 Prozent.

Damit ist für die Griechen ein sechs Jahre dauernder Albtraum zu Ende gegangen. 30 Prozent ihres verfügbaren Einkommens hatten sie im Lauf der Schuldenkrise verloren. Hauptstützen der nun wieder anziehenden Konjunktur sind die Dienstleistungen, insbesondere der Tourismus und der private Konsum. Hier liegt aber auch eine Gefahr: Die Investitionen sind immer noch schwach, die Industrieproduktion sinkt weiter, die Exporte steigen trotz starker Senkung der Lohnkosten nur langsam.

Somit steht das Wachstum noch auf tönernen Füßen. Denn lässt der Konsum wieder nach, etwa aus Anlass der nächsten politischen Krise, könnte es schon wieder vorbei sein mit dem Aufschwung. Auch die Zurückhaltung bei Investitionen lässt sich mit einem politischen Risiko erklären – der Angst vor Neuwahlen im kommenden Frühjahr.

Flughafen in Athen verkauft

Im Gesamtjahr wird das BIP-Wachstum zwischen 0,6 und einem Prozent liegen. Um bis 2022 die Staatsschulden von 175 Prozent des BIPs auf 117 Prozent zu senken, wie mit den internationalen Gläubigern vereinbart, müssten über Jahre hindurch primäre Budgetüberschüsse von vier Prozent erzielt werden, verbunden mit starkem Wirtschaftswachstum. Sparbudgets und stagnierende Löhne sind also programmiert. Darüber hinaus sollen Privatisierungen und die Verwertung von staatlichen Immobilien zum direkten Abbau von Staatsschulden führen. Hier aber waren die Ergebnisse in den vergangenen Jahren enttäuschend.

Doch just am Tag der Veröffentlichung der Daten konnte Athen auch die bisher größte Immobilienverwertung verkünden: Am Freitag wurde der Vertrag zwischen der Privatisierungskasse und Lamda Development zur Nutzung des alten Athener Flughafens unterzeichnet. Die öffentliche Hand wird 915 Mio. Euro kassieren. Die Entwickler aus der Gruppe der Reederfamilie Latsis verpflichten sich zu Investitionen in Höhe von 1,2 Mrd. Euro auf dem weitläufigen Gelände mit Meerzugang, einer der bestgelegenen Immobilien Europas. Der Staat wird mit 30 Prozent an den künftigen Gewinnen beteiligt sein, muss allerdings innerhalb der kommenden zwei Jahre sämtliche Bewilligungen für die Infrastrukturarbeiten beschaffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2014)

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