Bau: Bilfinger verkauft Tiefbau an Implenia

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Die Baufirma Bilfinger wird ein Dienstleistungskonzern. Implenia ist nun führend im Infrastrukturbau.

Wien. Der Umbau der traditionsreichen Baufirma Bilfinger zu einem reinen Dienstleistungskonzern ist so gut wie perfekt. Das Tiefbaugeschäft wird an den Schweizer Branchenführer Implenia verkauft, wie beide Seiten am Montag mitteilten. Damit kappt der deutsche Konzern seine Wurzeln, nur der Hochbau bleibt als Teil der Immobiliensparte erhalten. „Der Abschied vom langjährigen Traditionsgeschäft ist uns nicht leichtgefallen. Wir sind sicher, die Division Construction in gute Hände zu geben“, so Bilfinger-Chef Herbert Bodner.

Implenia seinerseits schafft mit der Bilfinger-Sparte den Sprung nach Deutschland. Mit den 1900 Mitarbeitern von Bilfinger und der von ihnen erwirtschafteten Bauleistung von 650 Mio. Euro wächst Implenia um ein Viertel. Mit dem Abschied von Bilfinger sind die Großen im deutschen Ingenieurbau in ausländischer Hand. Hochtief gehört der spanischen ACS, zur österreichischen Strabag gehören die gleichnamige Kölner Tochter und die Stuttgarter Ed. Züblin. Ex-Branchenführer Walter Bau wurde schon vor zehn Jahren zerschlagen.

Billiger als erwartet

Bilfinger will sich stärker auf Dienstleistungen rund ums Bauen, etwa das Gebäudemanagement und die Modernisierung von Industrieanlagen ausrichten. Finanzkreisen zufolge war neben Implenia zuletzt nur noch die Bilfinger-Abspaltung Julius Berger aus Nigeria im Rennen um den Tiefbau. Zwei österreichische Bieter waren zuvor abgesprungen. Zahlen mussten die Schweizer am Ende nur 60 Mio. Euro, Bilfinger bleibt ein niedriger zweistelliger Millionengewinn.
Der zugrunde liegende Unternehmenswert lag mit 110 Mio. Euro deutlich unter den Schätzungen von Analysten. Dennoch stieg die Bilfinger-Aktie am Montag leicht. Nach vier Gewinnwarnungen liegt der Kurs aber noch mehr als die Hälfte unter dem April-Niveau. Bilfinger erwartet den ersten Verlust seit 1998.
Implenia, in der Schweiz die Nummer eins am Bau und bei Baudienstleistungen, bekommt nun auch in Deutschland, Österreich und Skandinavien eine führende Stellung bei Infrastrukturprojekten. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2014)

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