Die Hypo-Osteuropabank ist verkauft

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Die Republik erhält vom Konsortium Advent/EBRD "mindestens" 50 Mio. Euro, lässt aber 2,2 Mrd. ohne Rückzahlungsgarantie in der Bank. Ein unterlegener Bieter legt Beschwerde ein.

Wien. Der bisher eher holprig verlaufene Verkauf der Südosteuropa-Gruppe der Hypo Alpe Adria ist nun unter Dach. Damit ist auch der Weg für die endgültige Betriebsaufnahme der Hypo-Abbaubank Heta Asset Resolution AG frei.

Den Zuschlag hat in der Nacht zum Dienstag der US-Fonds Advent (80 Prozent) gemeinsam mit der Osteuropabank EBRD (20 Prozent) erhalten. Ausständig sind freilich noch die Genehmigungen der EU-Kommission und der Aufsichtsbehörden. Das dürfte aber eher eine Formsache sein. Allerdings hat bereits einer der beiden unterlegenen Mitbieter, das bulgarisch-russische Konsortium VIA/VTB, eine Beschwerde bei der EU-Kommission angekündigt.

Ein großes Geschäft wird der Verkauf der Gruppe mit Tochtergesellschaften in Bosnien, Kroatien, Montenegro, Serbien und Slowenien wohl nicht, obwohl alle bekannten „faulen“ Assets schon im Vorfeld an die Heta und damit de facto an die österreichischen Steuerzahler transferiert wurden. Der Kaufpreis beträgt „bis zu 200 Mio. Euro“, mindestens aber 50 Millionen. Die 50 Millionen fließen sofort, die weiteren 150 Mio. Euro „unter gewissen Bedingungen“.

Gewaltige Risken für Republik

Dem mickrigen Kaufpreis stehen allerdings noch gewaltige Risken für die Republik gegenüber: Österreich belässt 2,2 Mrd. Euro an Finanzierungslinien (die Hälfte davon Haftungen) in der Bank. Die müssen theoretisch in den kommenden Jahren zurückgezahlt werden. Aber nur dann, wenn die Bank sie „durch Einlagen beziehungsweise durch Refinanzierung auf dem Kapitalmarkt“ aufbringen kann, ohne die Eigenkapitalanforderungen zu unterschreiten. Sollten also noch bilanzielle „Kellerleichen“ in den Balkan-Töchtern der Hypo auftauchen, kann der Schaden daraus den Finanzierungslinien gegengerechnet werden.

Auch die Genehmigung durch die lokalen Aufsichtsbehörden ist Voraussetzung für die Rückzahlung dieser Linien. Im Gegenzug wird Österreich am Verkaufserlös beteiligt, wenn die Balkan-Gruppe Tochtergesellschaften gewinnbringend verkauft.

Im allergünstigsten Fall bekommt Österreich (beziehungsweise die im Eigentum der Republik stehende Heta) 200 Mio. Euro für eine Bankengruppe mit 8,4 Mrd. Euro Bilanzsumme. Im schlechtesten Fall liegt ein hoher Teil des Risikos nicht bei den neuen Eigentümern, sondern bei den österreichischen Steuerzahlern, die im Extremfall die gesamten 2,2 Mrd. Euro an Finanzierungslinien verlieren. Was einen ordentlichen „negative Kaufpreis“ ergäbe.

Vorerst ist die Lösung freilich eine Erleichterung für die Heta-Bilanz: Ohne Verkauf hätten nämlich 1,3 Mrd. Euro an Abwicklungskosten eingestellt werden müssen. Die Hypo-Ostbankengruppe ist erst kürzlich, nach dem Scheitern des Verkaufs im ersten Anlauf, an die staatliche Banken-ÖIAG Fimbag übertragen worden. Diese hat dann aber wieder die Heta zum Verkauf ermächtigt.

Die Hypo-Ostbankengruppe mit 245 Filialen und 1,15 Mio. Kunden wird nun voraussichtlich umbenannt. Das Management wird wahrscheinlich ausgetauscht. Sitz der Gruppe bleibt Klagenfurt. (ju)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2014)

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