Die russischen Devisenreserven reichen gerade noch, um den Schuldendienst für zwei Jahre zu leisten.
Moskau/Berlin. Der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hat vor einem Zusammenbruch der russischen Wirtschaft gewarnt. Die Devisenreserven reichten gerade noch, um den Schuldendienst für zwei Jahre zu leisten, und von Exportüberschüssen könne wegen des sinkenden Ölpreises nicht mehr die Rede sein, schrieb Sinn in einem Gastbeitrag für die „Wirtschaftswoche“.
Um nicht neue Schulden aufbauen zu müssen, sei Russland zu einer dramatischen Verringerung der Importe gezwungen. Das setze die Bevölkerung einem hohen Leidensdruck aus. Dadurch drohe „eine gefährliche Destabilisierung der russischen Gesellschaft“. „Auch ein völliger Kollaps der Wirtschaft ist nicht mehr auszuschließen.“ Dieser hätte nicht nur Folgen für in Russland stärker engagierte Banken Frankreichs und Österreichs, er würde auch die deutsche Industrie empfindlich treffen.
Russlands Wirtschaft setzen die westlichen Sanktionen im Ukraine-Konflikt zu. Auch der Rubel-Verfall macht ihr zu schaffen. Zudem bringt der Ölpreisrutsch den Energie- und Rohstofflieferanten Russland unter Druck. Die Regierung rechnet damit, dass das Bruttoinlandsprodukt heuer um vier Prozent schrumpfen wird. (Reuters)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2015)