Ein Bauer stemmt sich gegen BMW und Haus Thurn und Taxis

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BMW will in Regensburg auf einem Areal des Adelshauses Thurn und Taxis ein Werk mit 2000 Jobs errichten. Doch das Gelände ist verpachtet.

Die bayrische Gemeinde Harting wurde im Zuge der Gebietsreform 1977 in die Stadt Regensburg eingemeindet. Zeitnahe gab es damals das Ansinnen von BMW, in der Region ein neues Werk zu errichten. Die neue Herstellungstätte des Autobauers, von der seit 1986 Autos von den Produktionsbändern rollen, brachte der Stadt Regensburg immerhin 11.000 Arbeitsplätze und in Spitzenzeiten 30 Millionen Euro Steuernachzahlung. Das Rennen um die Millionen machte Regensburg und nicht eine kleine Landgemeinde, auch mit kräftiger Unterstützung des legendären Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß.

Nun BMW plant im Landkreis Regensburg einen Standort, der Werke in ganz Bayern beliefern soll. Dieser Plan rüttelt wiederum die bayrische Politik wach, stehen doch 2000 neue Jobs auf dem Spiel. Niemand geringerer als der Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer wirft sich in die Schlacht und betreibt massiv Lobby-Arbeit für die Ansiedlung eines neuen Logistik-Centers des bayerischen Autobauers, berichtet „Die Welt“.

Ersatzangebote bisher abgelehnt

Doch es spießt sich am Grundstück, das sich BMW ausgesucht hat. Das Areal nahe dem bestehenden Werk gehört dem Haus Thurn und Taxis; mit 36.000 Hektar Grund ist das Fürstenhaus der größte Großgrundbesitzer Deutschlands. Das ehrwürdige Haus würde dem Autobauer das gewünschte Stück Land auch verkaufen. Doch es ist belegt, von einem Bauern – und der denkt nicht daran zu weichen. Seine Familie züchtet auf dem Grundstück Samen, und das seit den 1860er-Jahren, heute in fünfter Generation. Zwar hat Thurn und Taxis dem Saatzüchter bereits den Pachtvertrag gekündigt, doch der Bauer akzeptiert das nicht. Er fordert ein Ersatzgrundstück. Das soll größer sein als die Fläche, die BMW benötigt: 50 Hektar will der Autobauer für Halle und Zufahrtswege von Thurn und Taxis, der Bauer fordert weit über 100 Hektar als Ersatz. "Dann würden wir den Umzug auf uns nehmen", ließ der Landwirt wissen.

Ganz aussichtslos scheint die Sache nicht. Einerseits verhandeln die Anwälte beider Seiten im Hintergrund über eine mögliche Entschädigung im siebenstelligen Bereich. Andererseits hat Thurn und Taxis dem Vernehmen nach drei Ersatzgrundstücke angeboten, doch keines war dem Saatzüchter bislang schmackhaft zu machen. Er will unbedingt ein Stück fruchtbarsten Gäuboden im Nachbarlandkreis Straubing-Bogen. Doch dieses Stück Land will das Fürstenhaus als Kompensation nicht herausrücken. Im Februar will man sich nun vor einem speziellen Landwirtschaftsgericht in Regensburg treffen.

BMW sucht nach Alternativen

Zudem ist auch die hohe Politik intensiv in Gesprächen mit den beteiligten Parteien. Aus München ist ein Gespräch zwischen BMW-Chef Norbert Reithofer und Horst Seehofer verbürgt. Der Ministerpräsident machte deutlich, dass er den Standort im Landkreis Regensburg bevorzugen würde. Staatskanzleichef Marcel Huber sprach bei Fürstin Gloria von Thurn und Taxis vor, um einen Kompromiss zu finden – doch die verhandlungsstarke Fürstin fordert wiederum von BMW und vom Freistaat, Land oder größere Summen lockerzumachen, um den Saatbauern zu überzeugen.

Bei BMW vor Ort nimmt man die Debatte mit Skepsis zur Kenntnis. Öffentlich äußerte sich eine Sprecherin des Werkes zur Debatte recht grundsätzlich: "Im Sinne der Kundenorientierung sind wir kontinuierlich dabei, unsere Logistikstruktur mit einem Ersatzteillager weiter zu optimieren. Deshalb prüfen wir derzeit verschiedene Standorte, darunter auch Regensburg." Der Münchner Autobauer hat einen Immobilienentwickler beauftragt, einen Ersatzstandort zu finden – in Niederbayern.

>> Artikel in "Die Welt"

(red.)

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