Ex-Dresdner Bank-Chef verzichtet auf Millionenabfindung

Herbert Walter
Herbert Walter(c) AP (Bernd Kammerer)
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In Deutschland macht sich Entrüstung über Millionensummen für Manager trotz tiefroter Zahlen bei den Banken breit. Auch Kanzlerin Merkel zeigte sich über die Nonchalance mancher Manager entsetzt.

Der Sturm der Entrüstung über Millionengehälter trotz Milliardenverlustes bei Banken zeigt Wirkung: Der ehemalige Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter will auf seine Abfindung von 3,6 Millionen Euro verzichten, wie die "Bild am Sonntag" berichtet. Zuvor hatte auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel scharfe Kritik geäußert und für moralischen Anstand plädiert. Sie sei entsetzt, mit welcher Nonchalance sich manche in der Krise ihre Boni leisteten, sagte sie.

Walter verwies zwar darauf, einen rechtlichen Anspruch auf das Geld zu haben, sagte aber: "Mit Rücksicht auf die massiven Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die Dresdner Bank verzichte ich auf diese Abfindung." Zugleich forderte er neue Vergütungsmodelle: "Die Bezahlung von Vorständen muss stärker als bisher an den langfristigen Erfolg der Unternehmen gekoppelt werden." Das Unverständnis über die jetzigen Regelungen könne er nachvollziehen.

Mehr als 6 Milliarden Verluste

Obwohl die Dresdner Bank 2008 mehr als 6 Milliarden Euro Verlust machte, haben neun damalige Vorstandsmitglieder zusammen 58 Millionen Euro kassiert. Die Topleute der Commerzbank - die die verlustreiche Dresdner übernommen hat - mussten dagegen drastische Gehaltseinbußen hinnehmen. Ihre Vergütung sank um rund 65 Prozent auf 4,3 Millionen Euro.

Kanzlerin Merkel sagte am Samstag in Dortmund, auch in der Wirtschaftskrise dürfe man den normalen Maßstab nicht verlieren. Die Hilfspakete, mit denen die internationale Wirtschaftskrise bekämpft werde, seien mit Summen geschnürt worden, die unvorstellbar seien. "Dieses ungeheuerliche Gefühl, was für Summen wir da bewegen, sollen wir uns bewahren."

Auch der deutsche Bundesfinanzminister Peer Steinbrück reagierte empört. Der "Bild"-Zeitung sagte der SPD-Politiker: "Mit solch einem unanständigen Verhalten fügen diese Leute, die zur wirtschaftlichen Elite unseres Landes gehören wollen, unserem Gesellschaftssystem schweren Schaden zu. Ich habe dafür keinerlei Verständnis." SPD-Chef Franz Müntefering schlug im "Focus" vor: "Wenn ein Manager für kurzfristige Gewinne Boni bekommt, könnte er ja für kurzfristige Verluste auch mal Mali zahlen."

Totengräber der sozialen Marktwirtschaft

Der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble erklärte bei einem CDU-Parteitag in Ludwigsburg zu den Dresdner-Bank-Millionenbezügen: "Das sind Totengräber der sozialen Marktwirtschaft." Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sagte der "Bild"-Zeitung, es sei eine Frage des Anstandes, dass diese Manager ihre Boni zurückzahlten oder zumindest spendeten. Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine forderte in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" einen Spitzensteuersatz von 80 Prozent.

Bei der Deutschen Börse hat die Debatte um Managergehälter schon Wirkung gezeigt: Trotz Rekordgewinns zahlt die Börse ihren 6 Spitzenmanagern weniger Geld. Die Gesamtvergütung für 2008 sank um 17,5 Prozent auf 13 Millionen Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Begründung: "Mit der reduzierten Vergütung möchten Aufsichtsrat und Vorstand ihrer Verantwortung gegenüber dem Unternehmen Ausdruck verleihen und gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen."

Derweil wollen Aktionäre des schwer angeschlagenen Versicherers AIG auf dem Rechtsweg erreichen, dass die Konzern-Manager ihre Millionenboni und Dividenden zurückzahlen.

(APA)

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