Schweiz: Auf den Franken-Schock folgt die Rabattschlacht

File picture shows a roll of ´Swiss Made´ stickers in the Nescafe coffee production facility in Orbe
File picture shows a roll of ´Swiss Made´ stickers in the Nescafe coffee production facility in Orbe(c) REUTERS (DENIS BALIBOUSE)
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Bis zu 20 Prozent auf Burberry, Versace & Co.: Nach der Aufwertung des Franken kämpfen die Schweizer Händler um ihre Kunden.

Bis zu 20 Prozent auf Burberry, Versace & Co.: Nach der Aufwertung des Franken kämpfen die Schweizer Händler um ihre Kunden. Die Auswirkungen ihrer Maßnahmen können die Geldpolitiker der Schweizerischen Nationalbank gleich nebenan beobachten. Die Edelboutique Bongénie-Grieder am Paradeplatz in Zürich bietet in ihren Schaufenstern Rabatte bis zu 20 Prozent auf Marken wie Burberry, Versace oder Armani - wegen des starken Franken.

Die Entscheidung der SNB vom Januar, den Mindestkurs für den Euro von 1,20 Franken je Euro aufzugeben (derzeit liegt der Franken bei 1,05 Euro), wirkt sich mittlerweile im ganzen Land aus.. Importgüter wie Autos oder Lebensmittel werden billiger. Das verschärft den Rückgang der Inflationsrate. Denn bereits vor Abschaffung des Franken-Deckels am 15. Januar hatte die SNB prognostiziert, dass sie dieses Jahr unter null bleiben wird. “Manche Geschäfte haben bereits ihre Preise gesenkt, und manche werden es noch tun müssen. Das wird Auswirkungen auf das Preiswachstum haben.”

Im Januar setzten die Verbraucherpreise ihren Weg nach unten fort und fielen um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Bundesamt für Statistik am Dienstag mitteilte. Es handelt sich um den stärksten Rückgang seit Mai 2013. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte laut Statistikamt im Januar bei 3,1 Prozent.

Seit drei Jahren rückgängige Preise

Die Schweiz verzeichnete in den vergangenen drei Jahren bereits jährliche Rückgänge bei den Verbraucherpreisen. Das Land stellt keine Autos her und muss darüber hinaus auch viele Güter des täglichen Gebrauchs wie Nahrungsmittel, Kleidung oder Hygieneartikel importieren. Der Euroraum ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz.

Seit die SNB im Januar den Euro-Mindestkurs abschaffte, hat der Franken zum Euro rund 15 Prozent aufgewertet. Dadurch wird das Einkaufen im Ausland - was von überall in der Schweiz höchstens ein paar Stunden Autofahrt bedeutet - attraktiver. Um ihre Kunden zu halten, greifen die Schweizer Einzelhändler daher zu radikalen Maßnahmen. So haben die Supermärkte Migros und Coop ihre Preise für Importprodukte aus dem Euroraum um rund zehn Prozent gesenkt.

18 Prozent Rabatt für einen Mercedes

Daimler gibt Rabatte von 18 Prozent auf Autos der Marken Mercedes und Smart. Die Autohandelsgruppe Amag, die unter anderem Fahrzeuge der Marken Volkswagen, Audi, Porsche und Skoda anbietet, gewährt 15 Prozent Währungs-Rabatt.

“Wir erfüllen die Erwartungen unserer Kunden”, ließ Amag-Sprecherin Roswitha Brunner per E-Mail wissen. Der Markt erwarte einen Ausgleich für den Währungseffekt nach solch einem drastischen Euro-Verfall.

Der Schweizer Regierung zufolge ist es noch zu früh um zu sagen, wie stark sich der Wechselkursschock auf das Wachstum und die Preise auswirken wird. Sie wird neue Prognosen am 19. März vorlegen, am selben Tag, an dem auch die SNB ihre geldpolitische Entscheidung verkündet. Laut einer Umfrage, die Bloomberg zwischen dem 15. und dem 21. Januar unter Ökonomen durchgeführt hatte, dürften die Verbraucherpreise 2015 um 0,7 Prozent fallen und 2016 wieder um 0,2 Prozent steigen. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den kommenden zwölf Monaten sehen die Ökonomen bei 40 Prozent.

"Machen das, um unsere Kunden zu halten"

Unterdessen kämpft die Boutique Bongénie-Grieder am Paradeplatz um ihr Geschäft. “Wir passen uns an den täglichen Wechselkurs an”, sagt Sprecherin Claudia Terrequadra. “Wir machen das, um unsere Kunden zu halten.”

(Bloomberg)

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