Semperit: Ärger wegen Joint Venture in Thailand

(c) APA (Helmut Fohringer)
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Mit der Beherrschung der Konzerntochter klappt es nicht. Das schlägt sich künftig in der Bilanz nieder.

Wien. Die Semperit AG Holding hat Ärger mit ihrem thailändischen Joint-Venture-Partner Sri Trang. Wie gestern, Montag, ad hoc mitgeteilt, wird die 50-Prozent-Beteiligung Siam Sempermed (SSC) deshalb ab Stichtag 31.Dezember 2014 bilanztechnisch anders behandelt als bisher.

Konkret wird von der bisherigen Vollkonsolidierung auf die „At equity“-Methode umgestellt. Vollkonsolidierung heißt, dass Vermögenswerte und Schulden, Aufwendungen und Erträge eines Konzernunternehmens voll in den Konzernabschluss aufgenommen werden. Erst am Ende, beim Finanzergebnis, wird der Anteil des Joint-Venture-Partners wieder herausgerechnet. Bei der „At equity“-Methode scheint dagegen von vornherein nur jener Anteil im Konzernabschluss auf, der der Höhe der Beteiligung entspricht. Also in diesem Fall 50 Prozent.

Beschlüsse nicht umgesetzt

Nötig sei die Umstellung geworden, weil der Joint-Venture-Partner ein „zunehmend rechtswidriges“ Verhalten an den Tag lege, erklärten Semperit-CEO Thomas Fahnemann und Finanzvorstand Johannes Schmidt-Schultes vor Journalisten. In der SSC würden Beschlüsse des Boards zum Teil nicht umgesetzt und Transparenz- und Compliance-Anforderungen nicht vollständig erfüllt. Zudem hätten sich die internationalen Rechnungslegungsstandards nach IFRS/IAS geändert: Ende 2013 habe die rechtliche Möglichkeit zur Beherrschung eines Tochterunternehmens noch für eine Vollkonsolidierung ausgereicht. Ein Jahr später genüge das nicht mehr, es komme jetzt darauf an, ob der beherrschende Einfluss der Konzernmutter faktisch gegeben sei. Und das sei im Moment nicht der Fall – wenn man auch hoffe, dass sich das bald ändern werde.

In der Sache läuft zurzeit ein Schiedsverfahren in Zürich. Am 13.Februar fand außerdem ein von einem thailändischen Gericht initiiertes Mediationsverfahren statt, das aber keinen Erfolg brachte.

Die Bilanzierungsumstellung bedeute eine Verkürzung der Bilanz, habe aber unterm Strich nur geringe Auswirkungen, ließ der Semperit-Vorstand verlauten. In der Konzern-Gewinn-und-Verlust-Rechnung werde der Umsatz ab dem Geschäftsjahr 2015 um voraussichtlich rund zehn Prozent, das EBIT um etwa 20 Prozent geringer ausfallen. Auf das Ergebnis je Semperit-Aktie werde es jedoch „keine wesentlichen Auswirkungen“ geben.

Im Vorjahr kam die SSC schon einmal in die Schlagzeilen: Die finnische NGO Finnwatch prangerte an, dort würden unzumutbare Arbeitsbedingungen herrschen. Das habe sich jedoch nicht bestätigt, sagte Fahnemann. Ein externes Audit ergab damals, dass die lokalen Rechtsvorschriften eingehalten werden. Von europäischen Standards sind diese allerdings weit entfernt. (cka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2015)

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