Kurse für Priester: Gehet hin und lernt Management

(c) Bloomberg (Alessia Pierdomenico)
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Papst Franziskus versucht, die Effizienz zu steigern und die Finanzen der Kirche in Ordnung zu bringen. Deshalb bietet der Vatikan neuerdings Managementkurse für Priester an.

Vatikan. Was im Vatikan finanziell in den vergangenen Jahrzehnten passiert ist, war nicht immer sehr christlich. Die Bank des Kleinstaates und ihre Leiter sorgten immer wieder für Skandale. Jetzt krempelt Papst Franziskus den Vatikan auch in administrativen Belangen um – und verordnet unter anderem dem Klerus einen Kurs zum Thema Finanzmanagement.

„Es ist nicht leicht, über die Runden zu kommen“, sagt Pater Massimo Cavallo, der ein katholisches Studentenwohnheim in Rom leitet. Bilanzen, Steuern, aber auch der Umgang mit Lieferanten und die Aufsicht über Wartungsarbeiten am Wohnheim sind nicht seine Welt – und deshalb drückt Cavallo jetzt wieder die Schulbank, wo man ihm all das beibringt.

Der 34-Jährige ist einer der 26 Teilnehmer an einem pastoralen Managementkurs an der päpstlichen Lateranuniversität, der Mitte Februar begonnen hat. Das Angebot richtet sich an all jene, die sich um Finanz- und Personalangelegenheiten in Pfarren, Diözesen und anderen Organisationen unter dem Dach der katholischen Kirche kümmern. In dem auf 15 Monate angelegten Seminar werden Themen wie strategische Kommunikation, Ethik im Wirtschaftsleben und kreative Verfahren zur Problemlösung behandelt.

Der Kurs geht Hand in Hand mit Anstrengungen des Heiligen Stuhls zur Schließung einer stetig wachsenden Haushaltslücke. Das Budget 2013 wies ein Defizit von mehr als 24 Millionen Euro aus. Papst Franziskus versucht, die Effizienz zu steigern und die Finanzen so wieder in Ordnung zu bringen.

„Wir Geistlichen tappen wegen unserer Gutgläubigkeit, mangelnder Vorbereitung und Ignoranz in Fallen“, erklärt Rektor Monsignore Enrico dal Covolo in der siebenstöckigen Bibliothek der päpstlichen Universität, die mehr als 500.000 Bücher und Dokumente umfasst. In den meisten Fällen, sagt er, „ist die mangelnde Transparenz nicht auf vorsätzlichen Betrug zurückzuführen“. Sondern eher auf Unwissenheit und Naivität.

Papst Franziskus hat mit einer umfassenden Neugestaltung des Finanzsystems des Heiligen Stuhls begonnen und die Aufsicht verschärft. Das Kirchenoberhaupt der weltweit 1,2 Milliarden Katholiken setzte eine Sonderkommission ein, die die Aktivitäten der Vatikanbank unter die Lupe nehmen und die Einhaltung internationaler Vorschriften zur Verhinderung von Geldwäsche gewährleisten soll. Auch ein Sekretariat für Wirtschaftsfragen wurde eingerichtet, um das Management verschiedener Vatikanbüros zu vereinheitlichen, die seit Jahrhunderten unabhängig voneinander und mit wenig Aufsicht geführt wurden.

Zudem werden künftig drei Rechnungsprüfer die Finanzen des Vatikans kontrollieren. Die Skandale der Vergangenheit – etwa um den Bischof der Limburger Diözese, der sich um 31 Mio. Euro einen Wohngebäudekomplex um- und neubauen ließ oder um den Erzbischof von Atlanta, der 1,9 Mio. Euro aus Spendengeldern für den Bau einer Villa ausgab – kratzen am Image einer Kirche, die dem Papst zufolge „für die Armen“ da sein sollte. „Das Evangelium lehrt uns, dass wir unsere Herzen nicht dem Reichtum verschreiben sollen“, erklärt auch Rektor dal Covolo. „Wir sollten damit auf angemessene Weise umgehen.“

Interesse auch aus Österreich

All dies hat Studenten in die neuen Seminare gelockt. Nach Aussage von Professor Giulio Carpi, dem Leiter des pastoralen Managementkurses, war die erste Klasse überbucht. Interesse habe es unter Geistlichen und anderen Laienmitarbeitern aus mehreren Ländern, darunter Italien, Österreich, Slowenien und Indien, gegeben.

„Wir haben schon einen anderen Kurs für den Herbst geplant, der noch nicht ausgeschrieben ist, und schon zwölf Leute haben sich dafür angemeldet“, sagt Carpi.

Pater Cavallo zufolge helfen die Managementgrundsätze ihm dabei, besser mit dem schwierigen Wirtschaftsklima umzugehen. „In den vergangenen paar Jahren hat sich das Umfeld verändert“, sagt er. „Unter diesen Gesichtspunkten angemessen vorbereitet zu sein, ist dringend notwendig.“ (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2015)

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