Chinas langer Währungsmarsch

(c) Bloomberg (Tomohiro Ohsumi)
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Dollar, Euro und jetzt auch noch Renminbi: Chinas Aufstieg führt in eine neue multipolare Währungswelt.

Peking/Wien. China will noch in diesem Jahr einen entscheidenden Schritt zur stärkeren internationalen Verbreitung seiner Landeswährung setzen und ein neues System für den grenzübergreifenden Handel in Renminbi starten. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf chinesische Insider, die mit dem Projekt vertraut sind. Konkret soll das „China International Payment System“ Cips im September oder Oktober starten. Derzeit laufe ein Testbetrieb mit 20 Banken – 13 chinesischen und sieben internationalen Banken.

Der Renminbi (auch Yuan genannt, was allerdings nur die Einheit bezeichnet, die Währung selbst heißt Renminbi) ist schon jetzt die am raschesten wachsende internationale Handelswährung, wie aus Daten von Swift hervorgeht. Dieses System (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) vernetzt rund 10.000 Banken weltweit und wickelt einen Großteil der internationalen Zahlungen ab. Swift gehört als Genossenschaft den Banken, der Sitz ist in Belgien.

Während es vorstellbar ist, dass das chinesische Cips-System dem Swift-System einmal Konkurrenz machen wird, geht es jetzt einmal um etwas anderes. Cips soll verschiedene bereits bestehende kleinere Renminbi-Systeme vereinheitlichen, um den internationalen Yuan-Zahlungsverkehr zu erleichtern. Heißt: Gefahr für Swift geht von Cips erst einmal nicht aus.

Das Teilnehmerfeld im internationalen Zahlungsverkehr wird aber bunter. So arbeitet Russland selbst an einer Alternative zu Swift, nachdem beispielsweise die britische Regierung mit einem Swift-Ausschluss Russlands gedroht hatte. Der chinesische Renminbi liegt Swift-Daten zufolge derzeit auf Platz fünf der international am häufigsten genutzten Währungen. Allerdings werden nur rund zwei Prozent aller Transaktionen in Renminbi durchgeführt. An der Spitze steht der US-Dollar mit rund 43Prozent. Der Euro erreicht rund 28 Prozent, das Pfund acht und der Yen 2,8 Prozent (Daten vom Jänner 2015). Der Rubel ist fast bedeutungslos.

Dollardominanz bis zum Euro

China macht auch kein Geheimnis aus seiner Absicht, den Renminbi weltweit neben Dollar und Euro zu etablieren. Berichte, wonach der Yuan den Dollar als Weltleitwährung ablösen soll, sind aber extrem verfrüht. Im 20.Jahrhundert und vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg war der Dollar die unbestrittene „Weltwährung“. Bis heute ist die US-Währung die wichtigste Handels- und Reservewährung, aber die Einführung des Euro 1999 hat das Spiel verändert. Die Phase der unipolaren Dollardominanz war damit vorbei.

Die europäische Gemeinschaftswährung hat sich rasch als zweite Reservewährung durchgesetzt. Heute halten die internationalen Zentralbanken rund 22 Prozent ihrer Reserven in Euro – aber weiterhin rund 60 Prozent in Dollar (die Goldreserven sind hier allerdings nicht eingerechnet). Der Renminbi ist bisher keine Reservewährung. Wenn der Renminbi einmal als solche etabliert wird, ist ein multipolares Währungssystem aus Dollar, Euro und Renminbi vorstellbar. Und in Sachen Wachstumspotenzial hat der Renminbi eindeutig die Nase vorn.

China hat schon mit vielen internationalen Zentralbanken Abkommen zum Währungstausch geschlossen. Darunter sind auch die Bank of England und die Europäische Zentralbank – ja sogar die Banque de France, die ja auch zum Eurosystem gehört. In Europa ist ein regelrechter Wettlauf entbrannt. Sowohl Frankfurt als auch Paris und London wollen sich zur Hauptdrehscheibe für den Renminbi entwickeln.

Sanktionen „helfen“ China

Ein weiterer Faktor, der zu einer stärkeren Akzeptanz des Renminbi beiträgt, sind ausgerechnet die Wirtschaftssanktionen gegen Moskau. Russland galt lange als Unterstützer des Euro, 2010 sprach Präsident Wladimir Putin sogar von der Möglichkeit einer Währungsunion zwischen EU und Russland. Das würde den Euro zu einer De-facto-Ölwährung machen und endgültig auf Augenhöhe mit dem Dollar etablieren.

Aber es kam anders. Seit den von EU und USA gegen Moskau verhängten Sanktionen hat sich Moskau verstärkt in Richtung Asien gewandt. Das Ergebnis sind eine Reihe von Handelsabkommen zwischen Russland und China, die ja auch im Rahmen der BRICS-Allianz kooperieren. Der Clou: Beide Länder bekennen sich zur verstärkten Nutzung der eigenen Währungen im Handel – was ein weiterer Schub für den Renminbi sein wird.

AUF EINEN BLICK

China will noch heuer ein neues, einheitliches System für den grenzübergreifenden Handel in seiner Landeswährung Renminbi (Yuan) einführen. Bisher läuft ein Testbetrieb. Es ist ein weiterer Schritt in Richtung internationaler Akzeptanz der chinesischen Währung. Peking will den Renminbi langfristig neben Dollar und Euro als Handels- und Reservewährung etablieren. Zu diesem Zweck wurden auch schon zahlreiche Vereinbarungen mit internationalen Zentralbanken getroffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2015)

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