OECD warnt vor Blase

Christine Lagarde
Christine Lagarde (c) APA/EPA/OLIVIER HOSLET (OLIVIER HOSLET)
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Wegen der extrem niedrigen Zinsen und der enormen Liquidität drohe eine neue Finanzkrise.

Wien/Paris. Die OECD sieht Sturmwolken aufziehen. Zwar kann die Organisation der führenden Industrie- und Schwellenländer in ihrem aktuellen Ausblick positive Zahlen verkünden: Die Mitgliedstaaten wachsen stärker als zuletzt angenommen. Aber das „ungewöhnliche Umfeld“, dem diese Erholung zu verdanken ist, ist dem Thinktank in Paris nicht geheuer: Die negativen Inflationsraten in Europa und die historisch niedrigen Zinsen weltweit seien eine „Quelle wachsender Sorge“.

Die europäische Wirtschaft könnte durch eine Deflation gelähmt werden. Die niedrigen Zinsen und die enorme Liquidität, mit der nun auch die EZB die Finanzmärkte flutet, führen zu einem Boom bei vielen Vermögenswerten. Damit steige die Gefahr, dass viele Marktakteure „blind zu hohe Risken eingehen“. Das weckt Erinnerungen: „Eine schlechte Einschätzung des Risikos“ stand im Zentrum der letzten Finanzkrise, und es scheine, „dass dieses Phänomen heute wieder auftaucht“. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) macht sich ähnliche Sorgen und hält deutliche Korrekturen auf den Märkten für möglich. Von einer Blase will IWF-Chefin Christine Lagarde aber bisher noch nicht sprechen.

Laut OECD wächst die Wirtschaft der Eurozone heuer um 1,4 Prozent und 2016 um zwei Prozent – bei der letzten Prognose im November schätzte man jeweils 0,3 Punkte weniger. Als Konjunkturlokomotive dient Deutschland mit 1,7 Prozent bzw. 2,2 Prozent Wachstum. Aber für Europa gebe es „keinerlei Grund zur Selbstzufriedenheit“, betont Chefsvolkswirtin Catherine Mann. Denn die „übermäßige Abhängigkeit von der Geldpolitik“ führe zu mehr Risken, „während es bislang noch keine Belebung bei den Unternehmensinvestitionen gibt“. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2015)

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