Das Ende von Germanwings wurde bereits eingeläutet

Germanwings
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Nach mehr als zehn Jahren im Geschäft wird die Marke Germanwings bald von den Flughäfen verschwinden. Ein Porträt der Airline hinter der Flugzeugkatastrophe von Südfrankreich.

Als die irische Ryanair 24,99-Euro-Tickets von Berlin nach Köln ankündigte, ließ die Retourkutsche von Germanwings nicht lange auf sich warten: 19,99 Euro bot die Billig-Fluglinie des Lufthansa-Konzerns einen Tag später. Also besserte Ryanair noch einmal nach: Die günstigsten Tickets sollen 9,99 Euro kosten – weit weniger als eine Busfahrkarte. "Es scheint, als ob zwischen Köln und Berlin der Wettstreit um die Lufthoheit entschieden werden soll", kommentierte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Der Kampf um den Himmel wird immer härter. Nach dem Siegeszug von Ryanair & Co. erreichen heute alle Billigfluggesellschaften gemeinsam in Europa einen Marktanteil von 50 Prozent. Traditionsreiche Airlines wie die Lufthansa sehen ihre Anteile schrumpfen und mischen mit eigenen Diskont-Fluglinien am Markt mit. Die deutsche Lufthansa hat 2002 zu diesem Zweck Germanwings gegründet. Was für ein Unternehmen ist die Airline hinter der Flugzeugkatastrophe von Südfrankreich?

Drittgrößte Fluglinie Deutschlands

Germanwings ist stark gewachsen, mittlerweile ist sie nach ihrem Mutterkonzern Lufthansa und Air Berlin die drittgrößte Fluglinie in Deutschland. Der Lufthansa-Konzern hat vor zwei Jahren alle inländischen Direktverbindungen abseits der Drehkreuze München und Frankfurt zu Germanwings verlagert. 2013 transportierte die Fluggesellschaft mit 2000 Mitarbeitern rund 16 Millionen Passagiere, sie fliegt auf rund 300 Strecken. Die Flotte von Germanwings besteht aus 58 Flugzeugen der Airbus A320-Familie. Dazu kommen rund 20 Regionaljets des Typs Bombardier CRJ900, die von Eurowings geflogen werden.

Lange werden Germanwings-Flieger allerdings nicht mehr zu sehen sein: Carsten Spohr, der im Mai 2014 das Steuer im Lufthansa-Konzern übernahm, hat entschieden, die Marke abzuschaffen und unter dem Namen "Eurowings" zu betreiben. Im Herbst wechselt nur das Logo, das die Passagiere sehen. Die beiden Flugbetriebe wird es weiterhin geben - zumindest vorläufig. Wie lange es das Unternehmen Germanwings noch gibt, hängt nicht zuletzt von den Tarifgesprächen mit der Pilotengewerkschaft ab. Und die ist derzeit auf Streik-Kurs.

Nicht mehr billig genug

Lange galt Germanwings als Musterschüler im Lufthansa-Konzern. Doch sie ist dem Management nicht mehr billig genug: Die Stückkosten der Airline liegen zwar rund 20 Prozent unter der Lufthansa-Mutter, aber auch 20 Prozent oberhalb der Konzernschwester Eurowings, die nun stark ausgebaut wird und neue Direktverbindungen aus europäischen Städten außerhalb Deutschlands bedient. In Wien sollen für Eurowings im heurigen Herbst zwei A320-Maschinen stationiert werden.

Große Unterschiede gibt es bei den Gehältern der Belegschaft: Ein Germanwings-Kapitän kommt nach zehn Jahren auf eine Grundvergütung von 171.000 Euro im Jahr und erreicht damit fast Lufthansa-Niveau, schließlich fällt auch er unter den gerade heftig diskutierten Konzerntarifvertrag der Mutter. Von dem ist ein gleich qualifizierter Eurowings-Kollege mit einem Jahresgrundgehalt von 101.000 Euro meilenweit entfernt, er erhält weder Betriebspension noch Übergangsversorgung und muss dennoch mehr fliegen.

(sk/apa)

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