Militärflieger: Airbus droht Rückschlag

Inside The Australian International Airshow and Aerospace & Defence Exposition
Inside The Australian International Airshow and Aerospace & Defence ExpositionBloomberg
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Luftfahrt. Frankreich erwägt wegen der Verzögerungen beim Transporter A400M einen Schwenk zum US-Modell Herkules.

München/Paris. Massive Verzögerungen haben den Militärtransporter A400M zum Sorgenkind von Airbus werden lassen und allein in der Bilanz 2014 eine halbe Mrd. Euro Abschreibungen verursacht. Nur acht Maschinen wurden bisher ausgeliefert. Jetzt droht der nächste Tiefschlag: Frankreich, neben Deutschland mit je rund zwölf Prozent der größte Einzelaktionär des europäischen Flugzeugkonzerns, könnte wegen der Probleme mit dem neuen Militärtransporter den Kauf von US-Modellen vorziehen.

Im Gespräch sei die Anschaffung von Maschinen vom Typ C-130J Super Hercules, berichtete das französische Fachblatt „Aero et Cosmos“. Eine Einigung zwischen den Regierungen in Paris und Washington könnte es in den kommenden Wochen geben.

Europäisches Prestigeprojekt

Die französischen Streitkräfte verfügen bereits über ältere Hercules. Das viermotorige Turbopropflugzeug wird vom US-Konzern Lockheed Martin gebaut und ist seit 50 Jahren beim Militär und im Zivilbereich im Einsatz.

Dieser Schwenk wäre für Airbus ein herber Rückschlag, zumal der A400M auch als europäischen Prestigeprojekt gilt. Der erste Prototyp wurde schon Ende 2007 gebaut. Nicht 2008, sondern erst zwei Jahre später startete die Serienproduktion. Probleme gab es mit den Triebwerken, der Steuerung und dem (zu hohen) Gewicht. Letztlich wurden Mehrkosten von bis zu elf Mrd. Euro kolportiert. Dies löste auch heftige politische Debatten aus. Mit den sieben Bestellerstaaten Frankreich, Belgien, Deutschland, Großbritannien, Luxemburg, Spanien und der Türkei, die 180 Maschinen ordern wollten, wurde eine Lösung gefunden. Ursprünglich waren 225 Maschinen vorgesehen, aber Italien und Portugal traten aus, Deutschland und die Türkei verringerten ihr Kontingent. Frankreich erhielt am 1. August 2013 den ersten A400M und hat nun sechs Exemplare. Deutschland bekam den ersten Transporter Ende 2014.

Keine Stellungnahme von US-Außenministerium

Die Luftbetankung für Hubschrauber steht noch immer nicht zur Verfügung. Airbus erklärt, man arbeite daran, dafür eine Zertifizierung zu bekommen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Frankreich weniger Flugzeuge als vereinbart abnehme. Das US-Außenministerium, das Rüstungsverkäufe ins Ausland genehmigt, gab keine Stellungnahme ab. (Reuters/eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2015)

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