EIA-Prognose: Liefert der Iran Öl, verfällt der Preis

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Ein Ende der Sanktionen gegen den Iran könnte den Ölpreis um 15 Dollar drücken.

Wien/New York. Noch ist für die US-Energiebehörde in Sachen Iran nichts entschieden. Deshalb hat die EIA ihren monatlichen Ausblick auf den künftigen Ölpreis vorerst unverändert gelassen: 59 Dollar pro Barrel der Nordseesorte Brent für heuer, 75 Dollar für nächstes Jahr. Aber ein Sonderkapitel lässt aufhorchen: Sollte ein erfolgreicher Abschluss der Atomgespräche mit dem Iran in drei Monaten zu einem Ende der Sanktionen führen und das Land auf den Weltmarkt für Öl zurückkehren, dürfte das den Preisverfall deutlich verschärfen – um fünf bis 15 Dollar.

Die Bandbreite der Schätzung ist laut EIA deshalb so groß, weil sich die Reaktionen schwer abschätzen lassen – die der Anbieter, vor allem Opec und USA, und die der Verbraucher, deren höhere Nachfrage den Preis wieder stützt.
Freilich dürfte es einige Zeit dauern, bis der Iran seine stillgelegte Produktion wieder hochfahren kann. Aber solange müsste man gar nicht warten: Das Land sitzt auch auf einem Rohöllager von 30 Mio. Barrel. Diese Menge könnte Teheran vermutlich relativ rasch auf den Markt werfen. Für 2016 schätzt die EIA dann eine tägliche Förderung von 700.000 Barrel pro Tag, ein Siebentel davon aus neuen Quellen.

Für den Handel ist das vorerst nur ein Parameter unter vielen. Dass der Ölpreis am Mittwoch um fast vier Prozent fiel, hatte noch andere Gründe: Saudiarabien verkündete eine Rekordfördermenge. Indem sie die Mengen stabil halten und den Preis drücken, hoffen die Opec-Länder, das teure US-Fracking unrentabel zu machen. Tatsächlich ist die Zahl der Bohrungen seit Dezember um fast die Hälfte gesunken. Den Lagerbestand reduziert das vorerst noch nicht – im Gegenteil: Die EIA bestätigte, dass die Rohölbestände in den USA weiter ungebremst anwachsen.

Am Donnerstag hat sich der Ölpreis leicht erholt. Manche hielten das für eine technische Korrektur, andere machten den steigenden Dollar verantwortlich. Für preistreibende Unsicherheit sorgte jedenfalls Hassan Rouhani: Der iranische Präsident will ein Atomabkommen nur unterschreiben, wenn alle Sanktionen zeitgleich fallen – und nicht erst schrittweise wie bisher vereinbart. (red)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2015)

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