Abschreibungen auf Supermärkte und Immobilien rissen ein Riesenloch von acht Milliarden Euro in die Bilanz der Briten. Auch der Umsatz von Tesco schrumpfte.
Der angeschlagene britische Einzelhandelskonzern Tesco hat im vergangenen Jahr wegen Milliardenabschreibungen den größten Verlust seiner 96-jährigen Geschichte geschrieben. Das Minus lag im Geschäftsjahr 2014/15, das im Februar endete, bei 5,74 Milliarden britischen Pfund (acht Milliarden Euro), wie das Unternehmen am Mittwoch in London mitteilte. Vor allem Sonderbelastungen von rund sieben Milliarden Pfund rissen Tesco in die roten Zahlen, weil das Unternehmen den Bilanzwert seiner Supermärkte und Immobilien spürbar senken musste.
Neben den milliardenschweren Sonderbelastungen lief es auch im eigentlichen Geschäft zum Jahresschluss nicht rund. Der Jahresumsatz sank um drei Prozent auf 69,65 Milliarden Pfund. Tesco steht im Heimatmarkt unter Druck von Discountern wie unter anderem Aldi und Lidl, die dem Konzern Marktanteile abgraben.
Investitionen zurückgeschraubt
Die Misere bei Tesco geht über das weiter schwierige Wettbewerbsumfeld hinaus: Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen neben schrumpfenden Verkäufen auch unter einem Buchhaltungsskandal zu leiden. Zudem hat der Konzern Wechsel an der Führungsspitze hinter sich. Mittlerweile nagen die Probleme an der finanziellen Substanz: Die Nettofinanzschulden stiegen im vergangenen Geschäftsjahr um 1,9 Milliarden auf 8,5 Milliarden Pfund. Dazu kommen noch Verpflichtungen für Pensionszahlungen.
Vor allem die deutschen Diskonten Lidl und Aldi machen den Briten im Preiskrieg auf ihrem Heimatmarkt stark zu schaffen. Um dem wachsenden Konkurrenzdruck zu begegnen, hatte das Unternehmen zu Jahresbeginn 2015 ein Maßnahmenpaket an, um die schwerste Krise seiner 95-jährigen Geschichte zu bewältigen. 43 unprofitable Geschäfte sollen geschlossen, die Investitionen gekappt werden.
Konzernchef Dave Lewis will Vertrauen bei Kunden und Geschäftspartnern zurückgewinnen und die Bilanz stärken. Die Schlussdividende strich der Konzern, die Ausgaben für Investitionen sollen im laufenden Geschäftsjahr die Marke von einer Milliarde Pfund nicht überschreiten. An der Börse in London konnte die Tesco-Aktie sogar leicht zulegen. Die Anleger setzen Hoffnung auf die Maßnahmen von CEO Lewis.
(Bloomberg)