Gazprom-Verfahren hat kaum Auswirkungen auf Österreich

OAO Gazprom Pipes At Serbia´s Halted South Stream Pipeline
OAO Gazprom Pipes At Serbia´s Halted South Stream Pipeline(c) Bloomberg (Oliver Bunic)
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Der heimische Gaspreis war laut EU-Kommission nicht zu hoch.

Wien. Mit einem Verlust von 162 Millionen Euro war die Gassparte im Jahr 2014 nicht gerade der profitabelste Geschäftsbereich der OMV. Hauptgrund dafür waren zwar negative Sondereffekte, aber auch ohne diese blieb der Betriebserfolg mit 101 Millionen Euro überschaubar. Zum Vergleich: Im Bereich der Ölexploration und Produktion verdiente der heimische Energiekonzern 1,5 Milliarden Euro.

Grund für dieses schleppende Geschäft im Gasbereich war nicht zuletzt der Gaspreis. Dieser war in Relation zu Kohle zuletzt nämlich so hoch, dass sich Gaskraftwerke nicht mehr rentierten. In ganz Mitteleuropa wurden zum Teil nagelneue Anlagen stillgelegt. Die Folge: Die Nachfrage nach Gas fiel in den Keller.

Die Preise, die von Österreich und anderen Ländern Westeuropas an die Gazprom gezahlt werden, sind allerdings nicht Teil des Wettbewerbsverfahrens der EU gegen den russischen Gasmonopolisten. Daher erwartet man sich bei der OMV, die mit den Russen die Verträge abgeschlossen hat, auch kaum Auswirkungen auf das konkrete Geschäft. Nachsatz: Das Verhältnis zueinander könnte dadurch aber schon leiden.

Dieses Verhältnis ist zwischen der OMV und Gazprom grundsätzlich sehr gut. Kein Wunder, war die OMV im Jahr 1967 ja das erste westliche Unternehmen, das einen Gasliefervertrag mit der damaligen Sowjetunion abgeschlossen hat. Auf 20 Jahre werden diese Verträge in der Regel geschlossen. Wie die Preisfindung dabei konkret erfolgt, ist ein Geheimnis. Früher war jedoch klar, dass der Gaspreis mit einer Verzögerung von rund einem halben Jahr dem Ölpreis folgt. Aufgrund der anhaltend hohen Ölpreise der vergangenen Jahre wurde das russische Gas deutlich teurer als jenes, das auf dem sogenannten Spot-Markt gekauft wird. Die westlichen Firmen forderten daher zuletzt immer öfter Preissenkungen und eine Aufweichung dieser Ölklausel. Mit Erfolg: 2014 zahlte man in Mitteleuropa im Schnitt 230 Euro je 1000 Kubikmeter russischen Gases, auf dem Spotmarkt waren es etwa 210 Euro. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2015)

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