Studie: US-Banken hängen Europas Institute ab

Workers are reflected in the windows offices of JP Morgan
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Vor zehn Jahren lagen die Top-Banken dies- und jenseits des Atlantiks noch auf gleichem Niveau, zeigt eine Aufstellung von Ernst & Young. Europas Großbanken leiden weiter unter der schwachen Konjunktur.

Die US-Banken stehen momentan deutlich besser da als ihre europäischen Mitbewerber. Obwohl auch sie unter den Minizinsen leiden, sind Institute jenseits des Atlantiks profitabler: Die Eigenkapitalrentabilität, der sogenannte Return on Equity (RoE), lag bei den europäischen Top-Banken im vergangenen Jahr bei gerade einmal 2,9 Prozent nach 2,6 Prozent im Vorjahr. Die US-Banken schafften hingegen einen RoE von 8,9 Prozent gegenüber einem Vorjahreswert von 13,8 Prozent. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse des Beratungsunternehmens EY (Ernst & Young) hervor.

Die US-Banken waren nicht immer so viel profitabler als die europäischen Institute: Vor der Finanzkrise – in den Jahren 2005 bis 2007 – lag der RoE der Top-Banken dies- und jenseits des Atlantiks noch etwa auf gleichem Niveau – bei durchschnittlich etwa 15 Prozent.

„Die US-Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr gut entwickelt, der Immobilienmarkt gewinnt an Schwung und das Investment- und Transaktionsgeschäft floriert – davon können die Banken profitieren“, beobachtet Georg von Pföstl, Geschäftsführer Financial Services Advisory bei EY Österreich. „Die europäischen Banken hingegen leiden  unter der schwachen Konjunkturentwicklung und dem nach wie vor hohen Bestand an notleidenden Krediten. Ihnen fällt es deutlich schwerer, die gestiegenen Anforderungen an die Risikovorsorge und Eigenkapitalausstattung zu erfüllen.“

Großbanken zahlten 47 Mrd. Euro Strafe

Weitere Gründe für die anhaltend schwache Entwicklung in Europa sind zum einen das historisch niedrige Zinsniveau, das die Zinseinnahmen schrumpfen lässt, zum anderen hohe regulatorische Anforderungen durch verschärfte Eigenkapital-Regeln und Risikovorsorge. Hinzu kommen die hohen Strafzahlungen, mit denen Verstöße gegen Börsenregularien und staatliche Wirtschaftssanktionen, Goldpreismanipulationen und umstrittene Hypothekengeschäfte geahndet wurden. "Insbesondere die US-Behörden sind zurzeit äußerst wachsam und verhängen zum Teil drakonische Strafen", so von Pföstl. Das treffe allerdings beide Seiten. Umgerechnet knapp 47 Milliarden Euro Strafen brummten die Behörden den jeweils zehn nach Bilanzsumme größten Instituten auf beiden Seiten des Atlantiks im vergangenen Jahr auf.

Entsprechend groß war der Druck auf die Gewinne. Mit einem Gesamt-Konzernergebnis von umgerechnet knapp 82 Milliarden Euro lag der Gewinn der führenden US-Kreditinstitute nicht nur erheblich höher als bei der europäischen Konkurrenz, er übertraf sogar abermals das Vorkrisenniveau von durchschnittlich 70 Milliarden Euro. In Summe lag aber auch die Gewinne der US-Banken um 24 Prozent unter dem Vorjahreswert. Den mit Abstand höchsten Nettogewinn unter den US-Banken fuhren mit umgerechnet 19 bzw. 18 Milliarden Euro Wells Fargo und JPMorgan Chase ein. In Europa führten die britische Großbank HSBC und die spanische Banco Santander mit 11,3 bzw. 5,8 Milliarden Euro die Rangliste der gewinnstärksten Finanzinstitute an.

Eigenkapital steigt 

Während die Gewinne und damit auch die Profitabilität auf beiden Seiten des Atlantiks im vergangenen Jahr schrumpften, machen die meisten Top-Banken allerdings Fortschritte beim Aufbau von Kapitalpuffern: Das kumulierte Eigenkapital der größten zehn Banken in Europa und den USA lag zur Jahresmitte jeweils auf dem mit Abstand höchsten Stand seit zehn Jahren. Die zehn größten europäischen Banken erhöhten ihr Eigenkapital im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf rund 818 Milliarden Euro, die zehn größten US-Banken sogar um 19 Prozent auf 923 Milliarden. Seit dem Krisenjahr 2008 haben die Banken ihr Eigenkapital somit deutlich aufgestockt – die europäischen Banken um 70 Prozent, die US-Banken sogar um 92 Prozent.

Auch bei den durchschnittlichen Eigenkapitalquoten sind die US-Banken voran. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote stieg in Europa um 0,2 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent, in den USA um 0,3 Prozentpunkte auf 7,1 Prozent.

(red.)

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