Rekordstrafe: Deutsche Bank zahlt 2,3 Mrd. Euro

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Die Bank einigt sich mit britischen und US-Behörden. Die Deutsche Bank muss bereits zum zweiten Mal zahlen.

Wien. Dass es zum Abschluss des Libor-Skandals für die Deutsche Bank einen neuen Rekord bei der Strafhöhe geben wird, ist bereits Mitte April erwartet worden, „Die Presse“ berichtete. Dass der Rekord dann doch so üppig ausfiel, sorgte am Donnerstag allerdings schon ein wenig für Überraschung. Denn bisher lag die Schweizer Großbank UBS sozusagen an der Spitze der Strafen mit einer Zahlung in Höhe von 1,2 Mrd. Euro, die im Jahr 2012 geleistet worden war. Die Strafe für die Deutsche Bank fällt mit 2,3 Mrd. Euro (2,5 Mrd. Dollar) nun fast doppelt so hoch aus, teilten die Aufsichtsbehörden Großbritanniens und der USA am Donnerstag mit.

„In der heute verhängten Strafe sollen das Ausmaß und die Dauer der Verstöße der Deutschen Bank widergespiegelt werden“, sagte Georgina Philippou, Direktorin für Marktüberwachung beim britischen Finanzregulator FCA. „Ein Bereich bei der Deutschen Bank hatte eine Kultur des Geschäftemachens ohne Rücksicht auf die Marktintegrität. Das war auch nicht auf ein paar Personen beschränkt, sondern in einigen Abteilungen tief verwurzelt.“

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Die Einigung der Bank mit den Aufsichtsbehörden enthält daher nicht nur das Geständnis der Deutschen, bei der Manipulation des Libor mitgemacht zu haben und die Zahlung der Strafe. Sie beinhaltet auch die Verpflichtung, eine Reihe konkreter Mitarbeiter zu entlassen und künftig auch nie mehr zu beschäftigen.

In der Causa geht es um den Referenzzinssatz Libor, der angeben sollte, zu welchem durchschnittlichen Wert sich die Banken untereinander Geld verleihen. Erhoben wurde der Zinssatz in Form von täglichen Umfragen unter den beteiligten Banken. Allerdings war im Jahr 2012 bekannt geworden, dass einige Banken nicht die echten bankinternen Werte angegeben hatten, sondern durch die Angabe falscher Zinssätze den Libor nach oben oder unten manipulierten, um so in der aktuellen allgemeinen Zinslage unerlaubte Gewinne bei Geschäften einzustreifen. Insgesamt sollen rund 20 Banken in den Skandal involviert sein, neben der Deutschen Bank und UBS etwa Barclays, die Bank of America, die Credit Suisse, JP Morgan oder die Royal Bank of Scotland. Auch die EU hat deshalb bereits Strafen verhängt, die Deutschen mussten vor zwei Jahren 725 Millionen Euro zahlen.

2014: Strafen von 47 Mrd. Euro

Der Libor-Skandal war in der jüngsten Zeit aber nicht der einzige Grund für Aufsichtsbehörden, hohe Strafen gegen Banken zu verhängen. Auch Verstöße gegen Wirtschaftssanktionen sowie Manipulationen von Goldpreis oder Devisenkursen wurden vor allem von den US-Behörden zuletzt drakonisch bestraft. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Aufstellung des Beratungsunternehmens Ernst & Young mussten die Großbanken dies- und jenseits des Atlantiks im Vorjahr in Summe 47 Mrd. Euro an Strafen bezahlen, 36,3 Mrd. Euro davon in den USA.

Am härtesten traf es dabei die Bank of America, deren Strafen sich im Vorjahr auf 22,4 Mrd. Euro summierten (siehe Grafik). Die Deutsche Bank ist 2014 mit 786 Mio. Euro noch relativ glimpflich davongekommen. (jaz/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2015)

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