Asien: Sinkende Zahlungsmoral bei asiatischen Firmen

(c) REUTERS (JIANAN YU)
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Zum dritten Mal in Folge steigen die Zahlungsverzögerungen im südostasiatischen Raum. Am besten scheint die Lage derzeit in Australien. Die dominante Rolle der Schattenbanken in China wird aber zum Problem für die Region.

Wien/Hongkong. Das Zahlungsverhalten asiatischer Firmen hat sich im vergangenen Jahr weiter verschlechtert. Das ergibt eine aktuelle Umfrage des französischen Kreditversicherers Coface unter mehr als 2600 Unternehmen in acht Ländern. Demnach sind 70 Prozent der befragten Unternehmen von Zahlungsverzögerungen seitens ihrer Kunden betroffen. Das ist das höchste Niveau seit drei Jahren – ältere Vergleichsdaten stehen aber nicht zur Verfügung. 2012 meldeten 67 Prozent der Unternehmen Zahlungsverzüge, im Jahr darauf waren es 68 Prozent. Allerdings: Zahlungsverzögerung heißt nicht Zahlungsausfall.
Auch dürfe man die verschiedenen Länder im asiatisch-pazifischen Raum nicht über einen Kamm scheren, so Coface-Ökonom Rocky Tung. „Südostasien ist groß. Insgesamt hat die Region zwar ein Wachstum bei der Zahlungsverzögerung zu melden, aber wir sprechen hier von sehr unterschiedlichen Volkswirtschaften“, so Tung im Gespräch mit der „Presse“.

Der rote Riese wankt

Ein besonderes Beispiel sei Australien, wo die Daten sogar eine Verbesserung der Zahlungsmoral zeigen: Seit 2012 ist die Zahl der von Zahlungsverzögerungen betroffenen Firmen von 83 auf 74 Prozent gefallen. „Dort gibt es Verbesserungen in vielen Bereichen. Aber wir müssen uns bewusst sein, dass 27 Prozent der Exporte nach China gehen und Australien sich stark auf diese Rohstoffexporte verlässt“, so Tung. Eine nachhaltig ausgebremste chinesische Wirtschaft wäre also eine „schlechte Nachricht“ für Australien. Die Kooperation Australiens mit China in der Asiatischen Infrastruktur Investitionsbank AIIB sei deshalb „sehr wichtig“. „China wird Eisenerz und Kohle brauchen, das ist gut für Australien“, so Tung.

Die Daten für Japan sind mit 43 Prozent Zahlungsverzögerungen zwar deutlich niedriger als in allen anderen untersuchten Ländern – der Trend weist aber in die falsche Richtung, denn 2013 lag der Wert bei nur 36 Prozent. „Die Wirtschaft wächst nur sehr, sehr langsam“, so Tung. „In Japan werden bestimmte große Industriebereiche, wie die Elektronik, von Konkurrenten aus Südkorea und China bedroht.“

Der rote Riese China hat allerdings seine eigenen Probleme. Nur Taiwan meldet mehr Zahlungsverzüge von mehr als 90 Tagen: 21 Prozent. In China sind es 20 Prozent und in Hongkong 18. In Indien, Japan und Singapur liegt dieser Wert bei nur zehn Prozent.

China leide unter der Dominanz der so genannten Schattenbanken. So werden Unternehmen genannt, die zwar Kredite vergeben – aber eigentlich keine Banken sind. Sie verlangen oft hohe Zinsen, der Durchschnitt liegt in China laut Coface bei rund 25 Prozent pro Jahr. Aber: „Als kleines Unternehmen ist es in China fast unmöglich, einen Kredit von einer großen Bank zu bekommen“, so Tung. Also seien viele Firmen auf den kaum regulierten Sektor der Schattenbanken angewiesen – was den Cashflow rasch beeinträchtige und zu Zahlungsverzögerungen führe. Coface hat seine Risikobewertung für China deshalb schon gesenkt. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2015)

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