Trotz vieler Altlasten und massiver Kritik am Kurs der Deutschen Bank haben die beiden Ko-Chefs, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, einen Rücktritt ausgeschlossen.
„Das Beste, was ich tun kann, ist die Probleme der Bank zu lösen und ihre Leistung zu optimieren“, sagte Jain der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Diese Mission ist noch nicht zu Ende.“ Auch Fitschen wies in dem Interview jeden Gedanken an einen Rücktritt von sich. Er steht derzeit wegen des Verdachts eines versuchten Prozessbetrugs im Kirch-Verfahren in München vor Gericht.
Die Führung der Deutschen Bank rechnet aber damit, von den Aktionären für die diversen Rechtsfälle auf der Hauptversammlung am nächsten Donnerstag abgestraft zu werden. „Das mag dazu führen, dass das Management nicht die übliche gewaltige Zustimmung erhält“, sagte Jain. „Ich bin aber zuversichtlich, dass wir die Mehrheit der Aktionäre hinter uns haben.“ Fitschen sagte mit Blick auf den Kirch-Prozess, er habe keinen Prozessbetrug begangen. „Ich bin dankbar, dass ich demnächst die Möglichkeit bekomme, mich den Fragen des Gerichts zu stellen und darlegen zu können, warum die gegen mich vorgebrachten Anschuldigungen unbegründet sind.“
Beide zeigten sich zerknirscht über den Aktienkurs der Deutschen Bank: „Es ist nicht akzeptabel für uns, dass der Börsenwert unter dem Buchwert liegt“, sagte Jain. „Das ist kein Zustand“, ergänzte Fitschen.
Die Deutsche Bank hatte erst vor Kurzem einen Schrumpfkurs beschlossen. Auf dem Markt halten sich aber Zweifel, ob der Verkauf der Postbank, die Schließung von bis zu 200 eigenen Filialen und Einschnitte im Kapitalmarktgeschäft Deutschlands größtes Geldhaus profitabler machen werden. Ein Interessent für die Postbank soll, wie berichtet, die Bawag sein.
Die Bekanntgabe der neuen Strategie Ende April hatte den Kurs der Deutsche-Bank-Aktie abstürzen lassen. Außerdem verschlingen Rechtsstreitigkeiten wegen verschiedener Altlasten noch immer Milliarden. (DPA/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2015)