Fusionsflaute in Deutschland

Deutschland, Frankfurt, Nachtaufnahme / Germany, Frankfurt, by night
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Akquisitionen. Starker Dollar bremst Übernahmegelüste deutscher Firmen in den USA.

Frankfurt. Die Konjunktur brummt, die Börsen stecken selbst die Krise in Griechenland fast ungerührt weg, Kredite sind billig – und trotzdem kommt das Geschäft mit großen Unternehmensfusionen und -übernahmen in Deutschland nicht in Schwung. Im ersten Halbjahr wurden Transaktionen unter Beteiligung deutscher Unternehmen mit einem Volumen von 37,3 Mrd. Dollar (32,7 Mrd. Euro) angekündigt, geht aus Daten von Thomson Reuters hervor. Das ist weniger als halb so viel wie in der ersten Jahreshälfte 2014. Deutschland ist dabei die Ausnahme. Weltweit wurden bis Mitte Juni Unternehmen für 1,9 Billionen Dollar ge- und verkauft.

Dirk Albersmeier, der für die US-Investmentbank JPMorgan das Europa-Geschäft in der Fusionsberatung mitverantwortet, kennt die Ursachen: Einige Großkonzerne seien noch dabei, Übernahmen aus dem vergangenen Jahr zu verdauen. „Darüber hinaus sind Akquisitionen in den USA aufgrund des starken Dollars und der relativ hohen Aktienmarktbewertung derzeit nicht besonders günstig.“

Berthold Fürst von der Deutschen Bank geht davon aus, dass das Geschäft im zweiten Halbjahr anziehen werde – vor allem, was Übernahmen im Ausland und Zukäufe ausländischer Unternehmen in Deutschland betrifft.

Albersmeier sagt für das zweite Halbjahr einen Gegenangriff der US-Konzerne voraus: „Europa ist nicht nur wegen des starken Dollars interessant. Das Marktumfeld ist im Moment einfach gut.“ Neben Firmen aus Großbritannien, Skandinavien und Benelux seien auch deutsche Unternehmen beliebte Übernahmeziele. Auch Wolfgang Fink, der neue Deutschland-Ko-Chef von Goldman Sachs, glaubt, dass sich die Flaute von Beginn des Jahres noch wird aufholen lassen. Die 2,86 Mrd. Euro schwere Übernahme der Drogeriekette Douglas durch den Finanzinvestor CVC und der fast ebenso teure Verkauf von Kaufhof an die kanadische Hudson's Bay seien die ersten Vorboten gewesen.

Die Thomson-Reuters-Rangliste der Fusionsberater führt deutlich die US-Investmentbank JP Morgan an, die bei Fusionen im Volumen von mehr als elf Mrd. Dollar mitgemischt hat. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2015)

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