Ende der Franken-Rallye nicht in Sicht

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Franken(c) Erwin Wodicka
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Der Schweizer Franken bleibt die beliebteste und härteste Währung der Welt.

Es ist mehr notwendig als eine Lösung der Griechenland-Krise, um die Schweiz von einer überbewerteten Währung zu befreien. Davon zumindest geht Europas größte Bank aus. HSBC ist davon überzeugt, dass Investoren weiterhin von der relativen Sicherheit des Franken angezogen werden, auch wenn ein Griechenland-Ausfall vermieden wird.

Der Franken weist die beste Entwicklung zum Euro in diesem Jahr auf, und Optionspreise weisen darauf hin, dass Händler für die zweite Jahreshälfte eine ähnliche Entwicklung erwarten.

Für die Wirtschaft ist die Rallye der Landeswährung insgesamt keine gute Nachricht. Die Schweiz steuert erstmals seit sechs Jahren auf eine Rezession zu, und die Verbraucherpreise verzeichneten den stärksten Rückgang aller Industrienationen. Der Handelsüberschuss lockt Franken-Investments an, die im Jänner auf ein Rekordhoch schnellten. In diesem Monat hatte die Schweizerische Nationalbank den seit 2011 bestehenden Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro aufgegeben.


Fluch des Erfolgs. „Euro/Franken bewegt sich auf die Parität zu, unabhängig von Griechenland“, sagte David Bloom, Leiter weltweite Devisenstrategie bei HSBC in London. „Wer einen Leistungsbilanzüberschuss einfährt, über sehr gut ausgebildete Arbeitskräfte verfügt und eine stabile Politik hat, für den gibt es nur eine Option, und zwar eine stärkere Währung im Laufe der Zeit. Das ist der Fluch des Erfolgs in der heutigen Welt.“

In dieser Woche hat der Franken, der besonders in Krisenzeiten als sicherer Hafen beliebt ist, 0,5 Prozent zum Euro verloren, auf etwa 1,047 Franken. HSBC geht jedoch davon aus, dass er bis Jahresende auf 95 Rappen je Euro steigen wird. Am 15. Jänner war die eidgenössische Währung nach Aufgabe des Mindestkurses auf den Rekordwert von 85,17 Rappen hochgeschnellt.

Die UBS, die größte Bank der Schweiz, stimmt darin überein, dass eine Griechenland-Lösung den Franken nicht signifikant schwächen würde. Unterstützt wird die Devise auch dadurch, dass Schweizer Vermögensverwalter nur zögerlich im Ausland investieren. Die UBS rechnet damit, dass der Franken zum Jahresende kaum verändert bei 1,05 Franken je Euro stehen dürfte.

Ein Ende der Franken-Rallye scheint nicht in Sicht. Im vergangenen Jahr belief sich der Leistungsbilanzüberschuss auf sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2015)

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