Griechenland: Um bis zu 40 Prozent weniger Last-Minute-Urlauber

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Mit Einführung der Kapitalverkehrskontrollen und der Ankündigung des Referendums sind die kurzfristigen Urlaubsbuchungen eingebrochen.

Der Tourismus ist mit einem Anteil von 17 Prozent ein Hauptfaktor für das Bruttoinlandsprodukt Griechenlands. Und bisher war man seitens der Touristiker zuversichtlich, dass man heuer auf ein neues Rekordhoch zusteuern könnte. Doch in dieser Woche ist es aufgrund der geschlossenen Banken, des Zahlungsverzugs Griechenlands gegenüber dem IWF und des Referendums zu einem Einbruch bei den Buchungen gekommen. "Die Zahl der Last-Minute-Buchungen ist nach Beginn der Kapitalverkehrskontrollen um bis zu 40 Prozent eingebrochen", so der Chef des Tourismusverbandes Sete, Andreas Andreadis, zu "Spiegel online".

"In normalen Zeiten haben wir in der Hochsaison bis zu 120.000 Last-Minute-Buchungen täglich", erklärte der Präsident der griechischen Branchenvereinigung. In der Branche sind mehr als 50.000 Unternehmen mit über 350.000 Mitarbeitern vertreten.

Hoffen auf schnelle Beruhigung

"Eigentlich haben wir eine neue Rekordsaison erwartet - mit mehr als 25 Millionen Gästen im Vergleich zu 24 Millionen im vergangenen Jahr", sagte Andreadis. Aber jetzt, mitten in der Hochsaison, "droht uns ein mögliches Desaster". Griechenland ist eine reine Sommerdestination. Für österreichische Urlauber ist Griechenland nach Italien und Kroation die drittbeliebteste ausländische Feriendestination. Jährlich reisen aus Österreich etwa 350.000 Urlauber nach Griechenland. "Wenn sich die Situation in unserem Land verbessert, können wir bei diesen Buchungen wieder zulegen", hofft der griechische Branchensprecher.

Auf den griechischen Inseln spürt man noch keine Veränderungen des Urlauberverhaltens. In den Athener Hotels gibt es aber laut griechischer Online-Zeitung "Ekathimerini" diese Woche eine "zunehmende Stornowelle". Die Buchungen vonseiten griechischer Touristen seien nahezu zum Erliegen gekommen. Die Flugstornos hätten sich in den letzten Junitagen von 1,05 auf 7,2 Prozent erhöht - mit einem Spitzenwert von 22 Prozent am Montag. Mit Ankündigung des Referendums durch Premier Alexis Tsipras seien auch die Buchungen von griechischen Fähren-Tickets um 60 Prozent eingebrochen - bis zum 25. Juni hatte es den Angaben zufolge noch einen Zuwachs von 10 Prozent gegeben.

Lebensmittel und Getränke könnten ausgehen

Noch läuft für Urlauber alles normal: "Es gibt derzeit überhaupt keinen Grund, nicht nach Griechenland zu reisen - die 800.000 Touristen, die derzeit ihren Urlaub bei uns genießen, sind der beste Beweise dafür", betonte der Tourismus-Sprecher.

In den Hotels würden auch Kreditkarten nach wie vor akzeptiert. Es komme höchstens bei kleineren Betrieben wie beispielsweise kleinen Tavernen, die kein E-Banking hätten, vor, dass sie nur Bargeld nehmen. Derzeit seien wichtige Güter wie Nahrungsmittel und Getränke noch nicht knapp - es gebe noch keine Probleme, betonte er. "Aber wenn sich die Lage nicht bessert, könnte es in einigen Wochen schwierig werden - nicht nur in Hotels und Restaurants, sondern auch in Supermärkten", räumte der Sete-Chef ein.

>> Artikel auf "Spiegel-Online"

(APA)

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