Euklides Tsakalotos gilt als ruhig und besonnen. Politisch unterscheidet er sich jedoch nicht von seinem Vorgänger Varoufakis.
Wien. Euklides Tsakalotos wird neuer griechischer Finanzminister. Das erklärte das Präsidialamt in Athen am Montag. Der stellvertretende Außenminister Griechenlands galt nach dem Rücktritt von Yanis Varoufakis als aussichtsreichster Kandidat. Schon bisher hat er die Gespräche zwischen Griechenland und den Gläubigern koordiniert. Mit dieser Entscheidung ist auch Varoufakis zufrieden, der in Tsakalotos seinen würdigen Nachfolger sah.
Als der scheidende Minister am Montag das Ministerium verließ, rief er den Journalisten zu: „Ich sehe euch morgen mit Euklides. Ich hoffe, es ist Euklides.“
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Tsakalotos wurde 1960 in Rotterdam geboren. Er hat an den britischen Universitäten von Oxford und Sussex Ökonomie und Philosophie studiert und spricht hervorragend Englisch. 1989 begann er an der Universität Kent zu forschen, wo er auch in den folgenden Jahren Vorlesungen hielt. 1994 ging er wieder nach Athen und lehrte an der Hochschule in Athen.
Ähnlich wie Varoufakis hat Tsakalotos schon etliches publiziert und zahlreiche Bücher geschrieben: Eines davon heißt „Crucible of Resistance: Greece, the Eurozone and the World Economic Crisis“.
"Krise der Demokratie" in Europa
Ähnlich wie Varoufakis sieht Tsakalotos Griechenland als Zentrum des Widerstands gegen eine europäische Sparpolitik, die aus seiner Sicht das Land nur immer tiefer in die Krise gestürzt habe. Doch die Ursache des katastrophalen Zustandes seines Landes ortet er nicht nur in der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes, sondern vielmehr in einer „Krise der Demokratie“ in ganz Europa.
Erst im Jahr 2012 entschied sich Tsakalotos, in die Politik zu gehen. Er hat seit damals einen Sitz im griechischen Parlament und gehört der Parteiführung von Syriza an. Nach seinem Wahlsieg machte ihn Alexis Tsipras zum Vizeaußenminister für internationale Wirtschaftsbeziehungen.
Nachdem die Kritik an dem damaligen Finanzminister Varoufakis seitens der Geldgeber immer lauter wurde, bildete Tsipras das Verhandlungsteam im April um. Er beließ Varoufakis zwar im Amt, ernannte Tsakalotos aber zum Koordinator der Gespräche mit den internationalen Gläubigern aus der Europäischen Union, der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF).
Konstruktive Unterredungen
In seiner Art dürfte sich Tsakalotos von seinem Vorgänger unterscheiden, er wird als ruhig und besonnen beschrieben. Seine politische Ausrichtung deckt sich jedoch mit der Varoufakis. Er gilt als überzeugter Marxist. Der Wechsel an der Verhandlungsspitze wurde von der Gegenseite damals dennoch begrüßt. Die Unterredungen seien „wesentlich konstruktiver“, sogar „ermutigend“ abgelaufen. Allein eines gelang dem künftigen Finanzminister nicht: eine Lösung mit den Geldgebern zu finden. (hec)
Sollte Tsipras glauben, dass er mit dem Abgang von Varoufakis das Gesprächsklima mit den Geldgebern verbessern kann, hat er den Bezug zur Realität endgültig verloren.