Niki- Mutter Air Berlin: „Jeder wird Opfer bringen müssen“

Air Berlin Plc Chief Executive Officer Stefan Pichler News Conference
Air Berlin Plc Chief Executive Officer Stefan Pichler News Conference(c) Bloomberg (Krisztian Bocsi)
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Um die Konzern-Mutter Air Berlin zu sanieren, setzt Konzernchef Pichler den Schrumpfkurs fort. Flugzeugwartung und Personalverwaltung stehen auf der Kippe.

Berlin. Die angeschlagene Niki-Mutter Air Berlin verschärft bei ihrer Sanierung den Schrumpfkurs. Es gehe nicht um Größe, sondern um Gewinn, sagte Air-Berlin-Chef Stefan Pichler beim Luftfahrtkongress Aviation-Event am Montag in Frankfurt. Die rund 140 Maschinen starke Flotte werde nach dem Abgang von sieben Jets im vergangenen Jahr voraussichtlich auch 2015 weiter verkleinert.

Auf der Kippe sieht der im Februar angetretene Pichler zudem die eigene Flugzeugwartung und flugfremde Abteilungen wie die Personalverwaltung.

Air Berlin fliegt im laufenden Geschäft seit Jahren Verluste ein. Seit 2011 summierte sich das Minus auf mehr als eine Milliarde Euro. Pichler ist bereits der dritte Chef, der die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft in die Gewinnzone bringen soll. Die Lufthansa-Rivalin hält sich seit Jahren nur noch dank Finanzspritzen ihrer arabischen Großaktionärin Etihad Airways. Erst für 2016 rechnet Pichler wieder mit einem operativen Gewinn.

Vorbild aus Spanien

Als Vorbild bezeichnete der Manager den spanischen Billigflieger Vueling. Die Schwestergesellschaft von British Airways und Iberia fliegt mit jeder ihrer Maschinen jährlich im Schnitt rund eine Million Euro Gewinn ein.

Im Preiskampf mit Ryanair und Easyjet will Pichler das billigere Personal von Niki und der Luftfahrtgesellschaft Walter stärker nutzen, um Flüge anzubieten. „Wo können wir wie operieren?“ sei künftig eine wichtige Frage, die im Unternehmen mit allen Berufsgruppen und nicht als „Klassenkampf“ diskutiert werden müsse. Es sei aber auch klar: „Jeder wird Opfer bringen müssen.“

Die neue Lufthansa-Billigmarke Eurowings treibt Pichler hingegen keine Sorgenfalten auf die Stirn. Eurowings soll zwar mit rund 40Prozent geringeren Betriebskosten unterwegs sein als die Jets der Muttergesellschaft mit dem Kranichlogo. Air Berlin liege bei den Stückkosten allerdings schon jetzt darunter, sagte Pichler.

Gelassen zu Griechenland

Unterdessen könnten die Tage von Air Berlins eigener Techniksparte gezählt sein. Das Geschäft sei nicht groß genug und lasse sich zusammen mit Partnern rund um Etihad wahrscheinlich rentabler betreiben, sagte Pichler.

Keine übermäßigen Sorgen bereitet der Airline hingegen das griechische Schuldendrama. „Wir sehen derzeit keinen Abriss bei den Flugbuchungen“, sagte Pichler. Es gebe auch keine operativen Schwierigkeiten an den griechischen Flughäfen. Air Berlin werde auch weiterhin ihr Programm von 74 Griechenland-Flügen aus Deutschland und Österreich in der Woche anbieten. „Griechenland ist ein attraktives Urlaubsland mit einer guten touristischen Infrastruktur. Die Deutschen und die Europäer werden auch weiterhin dorthin fliegen“, so der Air-Berlin-Chef. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2015)

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