Konjunktur: China reißt Japan mit nach unten

(c) Bloomberg (Kiyoshi Ota)
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Im zweiten Quartal schrumpfte die japanische Wirtschaft auf Jahressicht um 1,6 Prozent. Auslöser ist China. Allerdings zeigt sich, das Abenomics nicht wirkt.

Wien. Die japanische Wirtschaft befindet sich in einer wahren Achterbahn: Konnten die Statistiker im ersten Quartal noch Wachstumsraten von 4,5 Prozent auf Jahressicht vermelden, mussten sie gestern, Montag, bekannt geben, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt wieder in die roten Zahlen gerutscht ist. Die japanische Wirtschaft schrumpfte zwischen Anfang April und Ende Juni auf Jahressicht um 1,6 Prozent.

Aktueller Auslöser dieses erneuten Rückgangs (im Jahr 2014 wurde ebenfalls im zweiten und auch dritten Quartal eine Schrumpfung registriert) ist die konjunkturelle Abkühlung in China. Der wichtigste Handelspartner Japans leidet bereits seit Monaten unter einer Wachstumsschwäche, die sich zuerst in Form von einbrechenden Börsenkursen gezeigt hat und zunehmend auch auf die Realwirtschaft übergreift. Dies brachte nun auch Japan ins Strudeln. So sanken die Ausfuhren nach China um 4,4 Prozent. Vor allem die schwache Nachfrage aus der Automobilbranche mache den Exporten zu schaffen, so die Ökonomen.

Kein nachhaltiges Wachstum

Die plötzlich wieder aufgebrochenen Probleme Japans zeigen aber auch, dass die von Premier Shinzo Abe seit Dezember 2012 gefahrene Politik, die Wirtschaft durch eine massive Flutung mit frischen Yen und milliardenschweren Konjunkturprogrammen wieder auf Wachstumskurs zu bringen, zumindest bisher keine nachhaltigen Erfolge gebracht hat (was laut Ökonomen vor allem damit zusammenhängt, dass die anfangs ebenfalls angekündigten Reformen etwa auf dem Arbeitsmarkt bisher nicht umgesetzt wurden). Konnten im ersten Jahr noch kleinere Erfolge gefeiert werden, brachte der April des Jahres 2014 bereits den ersten Rücksetzer.

Um die ausufernde Staatsverschuldung, die durch die Konjunkturprogramme per Ende 2013 auf knapp 240 Prozent des BIPs getrieben worden war, wieder ein wenig einzubremsen, erhöhte Abe damals die Mehrwertsteuer von fünf auf acht Prozent. Die Folge war ein Konsumstreik der Japaner, der die Volkswirtschaft des Landes – die zu 60 Prozent vom privaten Verbrauch der Einwohner abhängt – in die Rezession zurückwarf. Es reichte also ein einzelner Impuls aus, um den zuvor mit Milliarden teuer erkauften Boom wieder zunichtezumachen.

Ähnlich zeigt sich nun das Bild mit der ausbleibenden Nachfrage aus China: Denn infolge von Abenomics steigt in Japan nun auch – gewünschtermaßen – erstmals seit Jahren die Inflation. Dies führt jedoch auch dazu, dass die Japaner ihre Konsumausgaben nicht weiter steigern können, um die fehlende Nachfrage aus dem Ausland abzufedern. Somit reicht der Rückgang der Exporte nach China aus, um die japanische Wirtschaft nach unten zu reißen. (jaz/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2015)

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