Umfrage: China bedroht Konjunktur in der Eurozone

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GERMANY GOVERNMENT(c) EPA (KARL-JOSEF HILDENBRAND)
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Sentix-Index. Die Konjunkturerwartungen der Investoren erreichten den niedrigsten Stand seit Dezember letzten Jahres.

Der Eurozone könnte aufgrund des schwächelnden Chinas bald eine konjunkturelle Eintrübung drohen: Während Finanzinvestoren nach wie vor eine verhalten positive Einschätzung zur konjunkturellen Lage haben, sind die Erwartungswerte stark gesunken. Der vom Forschungsinstitut Sentix erhobene Gesamtindex für die Konjunktur im Euroraum ist im September im Vormonatsvergleich um 4,8 auf 13,6 Punkte gesunken, wie das Institut am Montag in Frankfurt mitteilte. Volkswirte waren etwas optimistischer gewesen und hatten einen schwächeren Rückgang auf 16 Punkte erwartet.

Während die Einschätzung der aktuellen Lage mit 15 Punkten nur leicht fiel, geben die Konjunkturerwartungen der Investoren ein schlechtes Bild ab. Sie gaben um 9,2 Zähler auf 12,3 Punkte nach und erreichten den niedrigsten Stand seit Dezember letzten Jahres.

Zahl der Optimisten überwiegt noch

Der Indikator orientiert sich am Verhältnis derjenigen Anleger, die in den kommenden sechs Monaten eine zunehmende Wirtschaftsdynamik erwarten, zu denjenigen, die mit einer Eintrübung rechnen. Bei der Nulllinie ist das Verhältnis ausgeglichen. Der aktuelle Wert zeigt also an, dass die Zahl der Optimisten zwar noch überwiegt, aber viel weniger als zuletzt. In Deutschland näherte sich der Erwartungswert sogar der Nulllinie.

Der verhaltene Blick in die Zukunft ist vor allem auf die schwächelnde Konjunktur in Asien zurückzuführen. Insbesondere die chinesischen Aktienmärkte sorgten zuletzt für schlechte Nachrichten. Der Gesamtindex für die Region Asien ohne Japan fiel um über 10 Punkte in den negativen Bereich auf -4,3 Zähler. Das ist der tiefste Wert seit Mai 2009, als die Weltwirtschaft noch an den Folgen des Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers zu nagen hatte.

"Signifikante Belastung"

"Die Investoren sehen die Eintrübung in China sowie in den übrigen Emerging Markets als eine signifikante Belastung für die Konjunktur der Eurozone", so Sebastian Wanke, Analyst bei Sentix. Diese Belastung könne nicht mehr durch die guten Entwicklungen der Binnenwirtschaften der Eurozone selbst oder der USA kompensiert werden. Auch eine lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sei keine ausreichende Medizin.

Stattdessen sei man auf Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Stabilisierung der Konjunktur und der Börsen angewiesen. "Sollte Chinas Politik demnächst nicht beherzter agieren, dürfte sich die Spirale - auch für die Weltwirtschaft - weiter nach unten drehen", so Wanke. Mit Ausnahme der Schweiz gingen die von Sentix gemessenen Konjunkturerwartungen rund um den Globus zurück.

(APA/dpa-AFX)

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