In der Sackgasse: "GM will gar keinen Opel-Deal"

US-Mutter General Motors vertreibt die möglichen Investoren für eine Opel-Übernahme. Offenbar werden ständig neue Forderungen gestellt. Fiat will kein neues Angebot machen. Und auch Magna soll mit Ausstieg drohen.

Der Opel-Rettungsgipfel droht zu platzen. Die deutsche Bundesregierung stellt das geplante neue Spitzentreffen mit Vertretern von GM, Opel, des US-Finanzministeriums und Investoren in Frage. Ein solches "kann und wird es nur dann geben, wenn die Beteiligten (...) etwas Substanzielles vorzulegen haben", stellte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin klar. Es müsse "entscheidungsreife Verträge" mit den Unterschriften geben.

Gegen 14 Uhr werde sich zunächst die Arbeitsgruppe der Regierung auf Staatssekretärsebene mit dem Verhandlungsstand befassen. Ein Spitzentreffen danach hänge aber von dem konkreten Stand und den Vereinbarungen der US-Seite mit den potenziellen Investoren ab.

Fiat: "Irrationale Risiken"

Zuvor hatte der italienische Autobauer Fiat bekanntgegeben, nicht an dem von der deutschen Regierung für Freitag angesetzten Krisentreffen zu einem Einstieg bei Opel teilzunehmen. Die neuen Geldforderungen des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) "würden Fiat dazu zwingen, Opel finanziell zu unterstützen und sich damit unnötigen und irrationalen Risiken auszusetzen", gab Fiat-Manager Sergio Marchionne bekannt. Unter diesem Aspekt habe der Konzern beschlossen, an dem Krisentreffen nicht teilzunehmen.

An den Verhandlungen im Kanzleramt sollten unter anderem die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, die zuständigen Bundesminister, Vertreter von General Motors und des US-Finanzministeriums sowie die verbleibenden Bieter Magna und Fiat teilnehmen.

"GM will gar keinen Deal"

Eine erste Verhandlungsrunde mit allen Opel-Beteiligten war in der Nacht zum Donnerstag an neuen Geldforderungen des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) und fehlenden Sicherheiten für staatliche Hilfen gescheitert. GM hatte überraschend einen kurzfristigen Finanzbedarf von bis zu 350 Millionen Euro für die Tochter enthüllt. Marchionne kritisierte, der italienische Autobauer habe im Übrigen "keinen vollständigen Zugang zu finanziellen Schlüssel-Informationen gehabt, um ein ernsthaftes Angebot vorlegen zu können".

Fiat bleibe aber offen, ein mögliches Übereinkommen mit GM und der Berliner Regierung zu suchen und zu finden, auch wenn "die Dringlichkeit der Situation den Konzern nicht dazu zwingen könne, unübliche Risiken zu übernehmen". Inzwischen hat die italienische Bank UniCredit bekanntgegeben, sie würde Fiat unterstützen.

Grund für den Rückzug von Fiat sollen Gerüchte sein, die besagen, dass General Motors gar keinen Opel-Deal will: "Es sieht alles danach aus, dass General Motors USA gar keinen Deal will", zitiert die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX eine mit den Verhandlungen vertraute Person.

Zieht sich auch Magna zurück?

Laut der Person stocken mittlerweile auch die Verhandlungen zwischen dem einzig verbliebenen potenziellen Käufer Magna und GM. Die Amerikaner hätten nach jedem Zugeständnis des kanadisch-österreichischen Zulieferers wieder neue Forderungen erhoben. Aus dem Umfeld des kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna hieß es, die Einigungschancen würden minütlich abnehmen. "Ein Ausstieg wird immer wahrscheinlicher", sagte ein Insider.

Die Magna-Verantwortlichen seien schwer genervt vom Verhandlungsstil der US-Seite, schreibt "Spiegel Online". Verhandelt wird demnach um Patente, Lizenzen und Märkte. Doch sobald der kleinste Konsens stehe, baue GM sofort eine neue Gegenposition auf, so das Online-Portal. "Wir sind nicht sicher, ob die Amerikaner Opel überhaupt verkaufen wollen", sagte demnach ein Insider.

Was will General Motors?

Branchenexperten halten es ohnedies nicht für klar, dass GM Opel tatsächlich loswerden will. GM-Chef Fritz Hernderson betont seit kurzem wieder, dass er sich auf jeden Fall einen Produktionsverbund zwischen GM und Opel wünscht", zitiert "Spiegel Online" Stefan Bratzel vom Center of Automotive in Bergisch Gladbach. Demnach dürfte GM auch nicht bereit sein, alle deutschen Standorte aufzugeben.

"Opel ist zwar aus dem GM-Konzern herausgelöst, der Eigentümer ist aber nach wie vor GM", sagt Bratzel. Möglicherweise spekuliert die US-Regierung auch darauf, dass die deutsche Bundesregierung um jeden Preis Geld zuschießt.

Für "geordnete Insolvenz"

Unterdessen haben sich führende deutsche Wirtschaftsforscher kritisch zu den Rettungsversuchen des Staates für den Autobauer Opel geäußert. Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn warnte in einem Interview vor zu hohen staatlichen Sicherheiten. Wie er sprach sich das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für eine geordnete Insolvenz aus.

Der Staat dürfe sich vor Wahlen nicht erpressen lassen, sagte Sinn der "Passauer Neuen Presse" laut Vorabmeldung. "Die Bieter wollen riesige Geldbeträge als Sicherheiten, sechs bis acht Milliarden Euro. Das macht bis zu 300.000 Euro pro Arbeitsplatz", sagte Sinn. Für das Geld könne man fast zwei neue Opel-Firmen bauen.

Barroso drängt auf Einhaltung der Regeln

Unterdessen hat EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso auf die Einhaltung europäischer Regeln gedrängt. Dies müsse berücksichtigt werden, wenn "irgendwelche Antworten" für Opel gefunden werden, sagte Barroso.

Am Freitagnachmittag ab 15.00 Uhr findet in Brüssel ein Sonderministertreffen der betroffenen EU-Staaten zu Opel auf Einladung von Industriekommissar Günter Verheugen statt.

(Ag./Red.)

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