VW legt trotz Abgasskandal in USA leicht zu

VW legt in den USA zu
VW legt in den USA zuAFP
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Europas Autobauer warnen vor schärferen EU-Tests.

Detroit/Wolfsburg. Das kommt überraschend: VW konnte im September in den USA sogar ein wenig mehr Autos seiner Kernmarke verkaufen als ein Jahr zuvor. Grund zur Erleichterung ist das für die Wolfsburger aber nicht. Denn die Folgen des Diesel-Abgasskandals laufen erst richtig an. Vor allem aber verblasst das hauchdünne Plus von 0,6 Prozent vor der rasanten Entwicklung des Marktes: Um satte 16 Prozent stieg der Absatz in Summe. Alle großen heimischen und japanischen Hersteller können sich über zweistellige Zuwächse freuen.

Heuer dürfte der US-Markt mit rund 18 Millionen Verkäufen den besten Wert seit 2000 erreichen. VW hat sich die Teilnahme an diesem Boom verbaut. Bremst der Skandal auch andere deutsche Hersteller aus? Dafür spricht: BMW und Mercedes legen mit vier und sechs Prozent nur relativ verhalten zu. Dagegen spricht: Die VW-Konzerntochter Audi, die ebenfalls in den Skandal verwickelt ist, konnte um 16 Prozent mehr Autos absetzen, was dem Schnitt des Marktes entspricht.

Witter neuer Finanzchef

Damit der schlingernde Dampfer weltweit wieder auf Kurs kommt, soll der Österreicher Hans Dieter Pötsch nun möglichst rasch zum Chef des Aufsichtsrates bestellt werden: nicht erst auf einer Hauptversammlung im November, sondern durch einen Gerichtsbeschluss, den das Kontrollgremium absegnet. Sein Nachfolger als Finanzvorstand wird Frank Witter, der bisher die Leasing- und Banktochter VW Financial Services leitet. Damit ignoriert das Präsidium Experten, die Pötsch für untragbar halten, weil er die Aktionäre nicht rechtzeitig über drohende Kursverluste informiert habe.

Die Schweiz verhängt indes ein vorläufiges Zulassungsverbot für alle betroffenen Fahrzeuge, sofern sie (als Neu- oder Gebrauchtwagen) erstmals in der Schweiz zuzulassen wären. Kalte Füße bekommen nun alle europäischen Autohersteller. Sie fürchten, was Verbraucherschützer fordern: dass die eben erst verhandelten Vorgaben für ein neues Verfahren zur Abgasmessung verschärft werden. In einem Brief an den EU-Industrieministerrat warnt der Verband vor Überreaktionen, „die die Wettbewerbsfähigkeit unserer Branche untergraben“. (ag)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2015)

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