19 Stunden nonstop im Flugzeug

Die australische Qantas will von Perth nach London fliegen: der längste Linienflug der Welt.
Die australische Qantas will von Perth nach London fliegen: der längste Linienflug der Welt.(c) REUTERS (Tim Wimborne)
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Die australische Qantas will die Krone des „längsten Fluges der Welt“ verteidigen – und fliegt ab 2017 von Perth nach London. Flugdauer: 19 Stunden.

Sydney. Die australische Fluglinie Qantas betreibt schon jetzt den bisher längsten Flug der Welt: Fast 15 Stunden von Sydney nach Dallas in den USA. Innerhalb der kommenden zwei Jahre will die Fluglinie dies jedoch mit einem Nonstopflug zwischen Perth und London toppen. Fast einen ganzen Tag sollen Reisende dann in einem Flugzeug verbringen.

Bereits 2017 will Qantas-Chef Alan Joyce ohne Unterbrechung zwischen Australien und Europa fliegen. Geplant sind, 14.000 Kilometer in 19 Stunden und ohne Zwischenstopp zurückzulegen. Dies sagte der Airline-Chef dem Fachmagazin „Air Transport World“ und toppte damit die Ankündigung von Emirates, die schon ab Februar kommenden Jahres rund 13.800 Kilometer von Dubai bis nach Panama fliegen wollen.

Möglich ist der Flug, den Joyce angekündigt hat: Qantas hat acht Boeing 787-9 Dreamliner im Wert von rund zwei Milliarden Dollar bestellt, die 2017 ausgeliefert werden. Sie sind vor allem für Routen von Australien nach Nord- und Südamerika sowie nach Südafrika gedacht, können aber auch Europa erreichen.

„Die 787-9 hat die Reichweite für so eine Route“, bestätigte Joyce dem Magazin. Dies ermögliche zum ersten Mal Direktflüge von Australien nach Europa. Die Passagiere müssten in diesem Fall nicht umsteigen, der Flieger nicht neu betankt werden.

Doch 19 Stunden nonstop bringt auch Probleme mit sich – nicht nur für die Passagiere, die sich im Flieger kaum die Beine vertreten können. Um so eine lange Strecke durchfliegen zu können, wäre auch eine doppelte Besatzung im Cockpit sowie Zusatzpersonal im Kabinenbereich nötig. Australische Medienberichte gaben zudem zu bedenken, dass die Route über die Ukraine führen würde, eine Route die nach dem Abschuss des Malaysia-Airline-Fliegers MH17 derzeit nach wie vor tabu ist.

Nächster Flughafen: 2000 Kilometer

Bedenken äußerten manche auch aufgrund der isolierten Lage von Perth an Australiens wenig besiedelter Westküste. Im Fall dass das Flugzeug zum Beispiel aus Wettergründen nicht in Perth landen könnte, wäre der nächste große, internationale Flughafen in Adelaide ganze 2000 Kilometer entfernt.

Auch momentan kann sich Qantas schon der längsten Route rühmen: Auf der Strecke Sydney-Dallas-Fort Worth legt die Fluglinie rund 13.800 Kilometer in etwa 14 Stunden zurück. Doch Emirates wird ab Februar das Krönchen tragen, wenn es von der Arabischen Halbinsel bis nach Mittelamerika fliegt. Einen ähnlichen Marathonflug will in der Zukunft aber auch Air India anbieten. Geplant ist ein Direktflug von Bengaluru nach San Francisco.

Dass Qantas da noch eines draufsetzen will, verwundert nicht. Die Fluglinie hat sich nach verlustreichen Jahren 2015 wieder in die Weltklasse geboxt. Mithilfe von Personalabbau und Einsparungsmaßnahmen katapultierte sich das Unternehmen nach einem Verlust von 2,8 Milliarden Dollar im Vorjahr (rund 1,8 Milliarden Euro) dieses Jahr wieder ins Plus. Im August vermeldete Qantas-CEO Alan Joyce schließlich 975 Millionen Dollar Gewinn (626 Millionen Euro) vor Steuern.

Und bereits Anfang des Jahres hatte die Fach-Website AirlineRatings.com Qantas aus fast 450 Fluglinien zur sichersten Airline der Welt erkoren. Sie sei Vorreiter bei einer „außerordentlichen Anzahl“ an Sicherheits- und Operationsinnovationen in ihrer 94-jährigen Geschichte gewesen, schrieben die Experten. Qantas habe noch nie einen größeren Jet verloren.

Die Branchenexperten lobten die Echtzeitüberwachung der Motoren über Satellitenkommunikation, die Probleme frühzeitig erkennen lässt, und einen Flugdatenrekorder, der die Performance von Flugzeug und Crew überwacht. Auch bei der Landetechnologie und der Präzision bei Flügen in Gebirgsregionen ist die australische Qantas laut AirlineRatings.com führend.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.10.2015)

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