Der Bordbetriebsrat fürchtet, dass noch mehr Strecken von der AUA zur Lufthansa-Billigschiene Eurowings verlagert werden.
Frankfurt/Wien.Eurowings – die neue Billigschiene der Lufthansa – ist nicht nur für die Piloten und Flugbegleiter der deutschen Airline ein rotes Tuch. Letztere drohen mit Streik, nachdem ihre Gewerkschaft, UFO, das neue Angebot der Lufthansa als Provokation abgelehnt hat. Auch bei der AUA-Belegschaft erzeugt der Plan von Lufthansa-Boss Carsten Spohr Unmut. Bordbetriebsratschef Karl Minhard ärgert sich über die Entscheidung von AUA-Chef Kay Kratky, die zwei Eurowings-Maschinen, die in Wien stationiert werden, doch nicht wie geplant von AUA-Crews fliegen zu lassen.
„Wir haben mit vielen Zugeständnissen im Vorjahr einen neuen Bord-Kollektivvertrag geschlossen, mit dem wir im ganzen Konzern die günstigste Kostenstruktur haben. Deshalb wollen wir die Eurowings selbst fliegen – wir können das besser“, sagt Minhard zur „Presse“. Das Lohnniveau der AUA liege damit auf dem von Eurowings – das sei nicht das primäre Problem der AUA. Minhard fürchtet, dass es zu weiteren „Auslagerungen“ komme – dass Strecken von der AUA zu Eurowings verschoben werden. In einem umfangreichen Dossier zum Thema Eurowings verweist Minhard zudem darauf, dass es bei Eurowings Austria weniger Gehaltssprünge gibt und auch keinen Kollektivvertrag. Damit würden die Karriereaussichten von Piloten drastisch eingeschränkt.
AUA-Vorstand Andreas Otto kann diese Kritik nicht nachvollziehen. „Ich kann die Maulerei nicht verstehen“, sagte er am Wochenende in Miami. Der AUA seien ja im Gegenzug von der Lufthansa zwei weitere Airbus A320 zugesagt worden, die im Flugverkehr zwischen Österreich und Deutschland eingesetzt werden sollen.
„Stimmt“, sagt Minhard, „aber ich glaube nicht, dass das passiert.“ Die deutsche Pilotenvereinigung habe nämlich im Gegenzug zu Zugeständnissen bei Eurowings eine Mindestquote im Nachbarschaftsverkehr ausgehandelt, um die Auslagerung von Lufthansa-Strecken an AUA oder Swiss zu verhindern. „Ich bin enttäuscht“, sagt Minhard. Bei einer Sitzung nächste Woche will der Bordbetriebsrat weitere Schritte besprechen.
In Deutschland stehen die Zeichen wieder auf Streik. Dieser könnte verschärft ausfallen, wenn sich die UFO mit der Vereinigung Cockpit und der Gewerkschaft Verdi abstimmt. UFO fordert, dass die Lufthansa ihr Angebot bis Ende der Verhandlungsfrist am 1. November nachbessert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2015)