VW will Skandalkosten von der Steuer absetzen

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6,7 Milliarden Euro hat der VW-Konzern für Skandalfolgen in der Quartalsbilanz rückgestellt. Er erwarte, dass diese Beträge steuerlich abzugsfähig seien, sagte der VW-Finanzvorstand.

Der Abgasskandal hat dem Volkswagen-Konzern den ersten Quartalsverlust seit mehr als 20 Jahren eingebrockt. Die tiefroten Zahlen beenden abrupt eine jahrelange und zuletzt immer rasantere Rekordfahrt - und die Verluste zwingen die Wolfsburger auch ihre Jahresziele zu kappen. Die zentrale Erklärung für den milliardenschweren Quartalsverlust sind rund 6,7 Milliarden Euro hohe Rückstellungen für die Folgen des Skandals. Diese Rückstellungen will der Konzern jetzt steuerlich absetzen. Er gehe davon aus, dass die Beträge steuerlich absetzbar seien, sagte Finanzvorstand Frank Witter am Mittwoch bei einer Telefonkonferenz mit Analysten. Anders sei dies bei Strafzahlungen oder Bußgeldern, die dem Konzern wegen Umweltvergehen drohen. Volkswagen hatte wegen millionenfacher Rückrufe 6,7 Milliarden Euro zur Seite gelegt.

Höhe der Kosten noch nicht abschätzbar

Der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller sagte bei der Telefonkonferenz, dass VW derzeit noch nicht in der Lage sei, die Kosten für die Rechtsstreitigkeiten einzuschätzen. Eine Prozesslawine rollt auf den niedersächsischen Konzern rollt zudem eine Prozesslawine zu. Hinzu kommen Kosten für die Rücknahme beanstandeter Fahrzeuge. Die Gesamtkosten des Skandals könnten nach Schätzungen von Experten am Ende in einer Größenordnung von 20 bis 30 Milliarden Euro liegen.

VW stehe vor einer großen Reorganisation, die jedoch nicht über Nacht geschehen kann, so VW-Chef.

Müller reagiert mit Fünf-Punkte-Plan

Müller will nun den Autobauer mit einem Fünf-Punkte-Plan fit machen für die Herausforderungen des Abgasskandals. Höchste Priorität genieße dabei die Hilfe für Besitzer manipulierter Diesel-Autos, sagte der Manager am Mittwoch per Mitteilung, die einer Telefonkonferenz vorausging. Die ersten Rückrufe sollen im Jänner 2016 starten.

Punkt zwei sei die Aufklärung der Manipulationen. "Wir müssen die Wahrheit herausfinden und daraus lernen", erklärte Müller. An dritter Stelle folge der Konzernumbau und das Sparprogramm. "Der Kernpunkt ist: Unser Konzern wird künftig dezentraler geführt", sagte Müller und wiederholte damit Pläne, die VW bereits bekanntgegeben hatte.

Verfall der VW-Aktie trifft Staatsfonds

Punkt vier seien die Arbeitsatmosphäre und das Führungsverständnis im Unternehmen. An fünfter Stelle verwies der Vorstandsvorsitzende auf den Ausbau der bisherigen Ziele für das Jahr 2018. Sie sollen zur "Strategie 2025" werden. "Dem "Höher, Schneller, Weiter" wurde vieles untergeordnet, vor allem die Umsatzrendite", sagte Müller mit Blick auf die Rivalen Toyota und General Motors.

Der Kursverfall der VW-Aktie traf auch Norwegens 863 Mrd. Dollar (780,2 Mrd. Euro) schwerer Staatsfonds. Dieser hat wegen Kursverlusten wie bei VW-Aktien das zweite Mal in Folge Einbußen hinnehmen müssen. Im Sommerquartal habe die Wertminderung bei den Anlagen 32 Mrd. Dollar betragen, teilte der weltgrößte Staatsfonds am Mittwoch mit.

In Spanien hat der Staatsgerichtshof ein Verfahren gegen Volkswagen eingeleitet. Der deutsche Autobauer müsse dem zuständigen Richter bis zum 10. November einen Vertreter nennen, gegenüber dem die Anschuldigungen vorgebracht werden könnten, geht aus den am Mittwoch publizierten Unterlagen des Gerichts "Audiencia Nacional de Espana" hervor. Die spanische Staatsanwaltschaft hatte kürzlich erklärt, VW habe möglicherweise unrechtmäßig Subventionen erhalten sowie womöglich gegen Umweltschutzgesetze verstoßen.

(APA/dpa/Reuters)

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