Verbund kauft 13 Wasserkraftwerke von E.ON

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THEMENBILD ZU VERBUND(c) APA (Helmut Fohringer)
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Die Wasserkraftwerke, die alle am bayerischen Inn liegen, produzieren jährlich 1847 Gigawattstunden. Die deutsche E.ON musste einen Teil ihrer Kapazitäten abgeben.

Der Verbund erwirbt vom deutschen Versorger E.ON 13 Wasserkraftwerke am bayerischen Inn mit einer Leistung von zusammen 312 MW. Der Vertrag darüber wurde am Freitag Abend unterzeichnet. Die jährliche Erzeugung der Kraftwerke beträgt 1.847 Gigawattstunden (GWh), ist damit doppelt so groß wie jene des Kraftwerks Freudenau und würde zur Versorgung von mehr als 500.000 Haushalten ausreichen, wie Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber heute, Montag, früh bei einer Pressekonferenz erläuterte. "Das ist die größte Einzelakquisition, die der Verbund in seiner Geschichte durchgeführt hat", sagte Anzengruber.

Der Kaufpreis bleibt auf Wunsch von E.ON geheim, er beträgt aber über eine Milliarde Euro, verriet Anzengruber - Freudenau habe seinerzeit 14 Mrd. Schilling gekostet. Der Kaufpreis soll zu zwei Dritteln in bar beglichen werden, das restliche Drittel durch Stromlieferungen aus dem Speicherkraftwerk Zell am Ziller in den nächsten 20 Jahren.

Das Closing wird für das dritte Quartal 2009 erwartet, vorbehaltlich der Zustimmung der EU-Kartellbehörde und des E.ON-Aufsichtsrates. Die Genehmigung des Verbund-Aufsichtsrates sei bereits vorhanden, sagte Anzengruber. Die 217 Mitarbeiter der Kraftwerke sollen zu unveränderten Bedingungen in den Verbundkonzern integriert werden. "An den Ausbauplänen in Österreich halten wir unverändert fest, deutlich zurücknehmen werden wir nur unser Engagement in Osteuropa", sagte der Verbund-Chef.

E.ON hatte sich im vergangenen Jahr gegenüber der EU-Kommission verpflichtet, ihr Eigentum an deutschen Kraftwerkskapazitäten mit einer Gesamtleistung von rund 5.000 MW abzugeben. Mit dem Verkauf der 13 Inn-Kraftwerke an den Verbund habe E.ON seine gesamten Wasserkraft-Kapazitäten veräußert, sagte Anzengruber. "Es stehen bei E.ON auch thermische Kraftwerke zur Veräußerung an, aber daran werden wir uns nicht beteiligen", so der Verbund-Chef.

Die Finanzierung des Deals werde dem Verbund keine Probleme bereiten, sagte Anzengruber. Erst Anfang April hatte der Verbund eine Anleihe über 500 Mio. Euro platziert die innerhalb kürzester Zeit siebenfach überzeichnet war. Der Verschuldungsgrad (Gearing) des Verbund wird durch den Erwerb der E.ON-Kraftwerke von derzeit knapp 100 Prozent auf 130 bis 150 Prozent steigen. Das genaue Ausmaß werde von der Struktur der Finanzierung und auch davon abhängen, ob die bayrischen Gemeinden und Landkreise das Angebot des Verbund annehmen, sich mit bis zu 30 Prozent an den Innkraftwerken zu beteiligen. Wenn sich die Kommunen beteiligen und wenn die geplanten Verbund-Projekte alle durchgeführt werden, dann steige das Gearing auf 130 Prozent, sagte Anzengruber.

Der Verbund besitzt im Heimmarkt Österreich 80 Laufkraftwerke und 22 Speicherkraftwerke mit einer Kapazität von rund 6.600 MW, errichtet derzeit Wasserkraftwerkskapazitäten von rund 500 MW und hat bis 2015 weitere Wasserkraftwerksprojekte von rund 550 MW in Planung. Von den 25 Mrd. kWh Strom, die der Verbund jährlich in eigenen Kraftwerken erzeugt, stammen 90 Prozent aus Wasserkraft.

Deutschland sei der größte Strommarkt Europas uns insbesondere Bayern für den Verbund ein wichtiger Absatzmarkt, sagte Anzengruber. Von den 60 Mrd. kWH Strom, die der Verbund jährlich handelt, werden 40 Prozent - 22,7 TWh - in Deutschland abgesetzt. Die nun erworbenen 13 Kraftwerke in Bayern entsprechen 8 bis 9 Prozent des derzeit installierten Volumens.

Laut Anzengruber ist der Verbund derzeit der fünftgrößte Wasserkraft-Stromerzeuger in Europa, nach dem französischen Versorger Electricite de France (EdF), dem schwedischen Energiekonzern Vattenfall, der italienischen Enel und der norwegischen Statkraft. Mit den Innkraftwerken steigt der Verbund zur Nummer 4 auf. Ziel sei es, nach der Umsetzung der Investitionsvorhaben zur Nummer 3 in Europa zu werden, gab Anzengruber die Richtung vor.

(APA)

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