VW-Skandal: US-Ermittler nehmen auch Bosch ins Visier

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Bosch liefert wichtige Bauteile für den in den USA eingesetzten 2,0-Liter-Diesel-Motor. Bisher gibt es jedoch keine Beweise für ein Fehlverhalten des Zulieferers.

Bosch ist womöglich ebenfalls von der Abgasaffäre bei Volkswagen betroffen: US-Ermittler haben den weltweit größten Zulieferer Insidern zufolge wegen möglicher Mitwisserschaft ins Visier genommen. Staatsanwälte im Justizministerium in Washington prüften, ob der Stuttgarter Konzern von den jahrelangen VW-Schummeleien gewusst habe oder daran beteiligt gewesen sei.

Dies sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Ermittlungen stünden noch am Anfang. Zudem gebe es keine Anzeichen, dass die Behörden Beweise für ein Fehlverhalten von Bosch hätten. Bosch, das US-Justizministerium und VW lehnten Stellungnahmen ab.

Bosch soll bereits 2007 gewarnt haben

VW hat zugegeben, in Millionen Dieselfahrzeugen eine Software eingesetzt zu haben, mit der Abgastests umgangen wurden, um eine Zulassung der Autos zu bekommen. Der Skandal hat den Wolfsburger Konzern in eine tiefe Krise gestürzt.

Von Bosch kommen wichtige Bauteile für den in Nordamerika eingesetzten 2,0-Liter-Diesel-Motor, der in sechs betroffenen Volkswagen-Modellen und in einem betroffenen Audi-Modell genutzt wird. Bosch soll einem Medienbericht zufolge schon 2007 vor der gesetzeswidrigen Verwendung der Technik zur Abgasnachbehandlung gewarnt haben. Die von Bosch gelieferte Software sei nur für Testzwecke vorgesehen gewesen, nicht für den normalen Fahrbetrieb, hatte die "Bild am Sonntag" im September unter Berufung auf ein VW-internes Dokument geschrieben, auf das die interne Revision gestoßen sei. In einem Brief habe Bosch dem Konzern mitgeteilt, dass der geplante Einsatz illegal sei.

Rechtsexperten skeptisch

Rechtsexperten zufolge ist eine entscheidende Frage, ob der Zulieferer gewusst hat, dass seine Technologie für Manipulationen eingesetzt wird. "Wenn man weiß, dass ein Vergehen begangen wird, und man aktiv dazu beiträgt, dass es zu dem Vergehen kommt, sitzt man in der Patsche", erläuterte der auf Umweltrecht spezialisierte Anwalt Daniel Riesel von der Kanzlei Sive, Paget & Riesel.

Experten gehen davon aus, dass allein der Verdacht einer Beteiligung an den Abgasmanipulationen Boschs Stellung in den USA beeinträchtigen könnte. "Das wird sicherlich die Beziehungen zu den US-Umweltbehörden belasten", sagte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Der Verdacht werde vermutlich auch auf Geschäftsfelder von Bosch jenseits der Automobilsparte ausstrahlen.

Volkswagen muss der kalifornischen Umweltbehörde Carb bis diesen Freitag einen Plan für technische Lösungen vorlegen, um den Abgasbetrug zu beenden. Deren Chefin Mary Nichols fordert ein hartes Vorgehen gegen VW und ein Umweltkonzept, das die zusätzlichen Emissionen der Fahrzeuge ausgleicht.

VW kürzt Investitionen

Volkswagen selbst kürzt die Investitionen. VW werde für das Jahr 2016 die Sachinvestitionen auf maximal 12 Mrd. Euro reduzieren, das sei um eine Milliarde Euro weniger als im Durchschnitt der vergangenen Jahre, sagte VW-Chef Matthias Müller am Freitag nach einer Aufsichtsratssitzung in Wolfsburg. "Wir fahren in den kommenden Monaten auf Sicht." VW werde aber nicht auf Kosten der Zukunft sparen, sondern sich auf die Technologien der Zukunft konzentrieren. Der Autokonzern hatte bereits angekündigt, die Elektromobilität und die Digitalisierung vorantreiben zu wollen.

Müller sieht trotz der gekürzten Investitionen wegen des teuren Abgasskandals nach wie vor keine akute Gefahr für die Jobs der Kernbelegschaft. "Gemeinsam mit den Arbeitnehmer-Vertretern werden wir weiterhin alles dafür tun, um die Stammbelegschaft an Bord zu halten", sagte der Manager

(APA/Reuters)

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