Kurssprung als Eintagsfliege?

Twitter-Gründer Jack Dorsey
Twitter-Gründer Jack Dorsey (c) Bloomberg (Yana Paskova)
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Der Bezahldienst Square und der Partnerbörsenbetreiber Match.com starteten an der Wall Street mit deutlichen Aufschlägen – die Wertsteigerung ist freilich selten nachhaltig.

New York. Zumindest einer hat voll profitiert: Twitter-Gründer Jack Dorsey hat beim Börsengang seines zweiten „Kindes“, dem Mobilbezahldienst Square, kräftig abgesahnt. Die Square-Aktie debütierte am Donnerstag in New York bei 11,20 Dollar (10,5 Euro) und stieg danach zeitweise an die Marke von 13,50 Dollar – ein Plus von rund 20,5 Prozent. Damit lag der Erlös bei 243Millionen Dollar, wovon Dorsey als größter Aktionär mit 24,4 Prozent einen fetten Brocken einstreifen konnte. Damit machte sich der nicht unumstrittene Firmengründer ein lukratives Geschenk zum 39. Geburtstag.

Der fulminante Start an der Wall Street, der nun auch anderen Start-ups Hoffnung machen dürfte, trotz eines äußerst schwierigen Marktumfelds den Sprung auf den Kapitalmarkt zu schaffen, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es einiger Kreativität bedurfte, um auf dem Börsenparkett nicht auszurutschen.

Hohe Verluste

Angesichts der Skepsis der Investoren – Square schreibt so wie Twitter Verluste – musste Dorsey den Ausgabepreis der Aktie deutlich nach unten setzen. Mit neun Dollar lag er sogar um ein Viertel unter der ursprünglichen Preisspanne von elf bis 13 Dollar. Insgesamt war Square somit nur rund drei Milliarden Dollar wert. In Finanzierungsrunden hatten Investoren aber ihr Geld zum Teil zu deutlich höheren Gesamtbewertungen von bis zu sechs Milliarden Dollar in die Firma gepumpt.

Doch zuletzt waren Zweifel aufgekommen, ob das 2009 gegründete Square diese Summen letztlich auch einspielen kann. Square ist ein Dienst, über den man über Smartphones oder Tablets mit Kreditkarte bezahlen kann und der etwa auch Überweisungen ermöglicht. Das Unternehmen wendet sich vor allem an Mittelständler. Allerdings hatte sich zuletzt das Wachstum verlangsamt, da auch Großbanken und Kreditkartenanbieter ihre Angebote in diesem Sektor ausweiten. Zudem hat die Doppelrolle von Dorsey Fragen aufgeworfen, ob der Manager beiden Aufgaben gewachsen ist. Square machte im Vorjahr 154 Mio. Dollar Verlust, in den ersten neun Monaten 2015 fielen weitere 131,5 Mio. Dollar Verlust an.

Auch das zweite New Yorker Börsendebüt am Donnerstag spiegelt die schwierige Situation wider: Auch der Partnerbörsenbetreiber Match.com (mit den Datingplattformen Tinder, OK Cupid und FriendScout24) musste den Ausgabepreis am unteren Ende der Spanne von zwölf bis 14 Dollar ansetzen. Die Aktie legte am ersten Tag um 12,5 Prozent auf 13,50 Dollar zu und brachte 400 Mio. Dollar.

Von den spektakulären IPOs, die meist von umfangreichen PR-Kampagnen unterstützt bzw. oft erst möglich gemacht worden sind, profitieren allerdings in erster Linie institutionelle Investoren. Sie haben die Power, groß einzusteigen, um oft schon nach wenigen Tagen wieder rauszugehen – wenn sich das junge Papier stark verbilligt.

Für Privatanleger ist die Zuteilung, so es überhaupt eine gibt, meist sehr gering. Wer sich dazu hinreißen lässt, am Eröffnungstag unlimitiert zu ordern, dem drohen kräftige Verluste. Das jüngste Beispiel dafür ist Ferrari: Das mit 52 Dollar ausgegebene Papier stieg gleich auf 60 Dollar – danach legte die Aktie den Retourgang ein und notiert nun bei 47,60 Dollar.

Ähnlich ging es bei einem weiteren Start-up: Der Action-Kamera-Hersteller GoPro wurde im Juni 2014 als Börsenstar gefeiert, jetzt notiert die Aktie unter dem Ausgabekurs. Ein ähnliches Schicksal erfuhr Twitter: Die Aktie notiert nur mehr knapp über dem Emissionspreis von 26 Dollar. Nach dem Börsendebüt schoss das Papier bis Dezember 2013 auf 73,31 Dollar, danach ging es nur mehr bergab. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2015)

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