Pharmakonzern Bayer wegen Pille Yasminelle vor Gericht

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GERMANY-PHARMACEUTICAL-TRIAL-HEALTH-LITIGATION-BAYERAPA/AFP/FREDERICK FLORIN
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Felicitas Rohrer erlitt im Alter von 25 Jahren eine Lungenembolie. Jetzt will sie, dass Bayer die Antibabypille Yasminelle vom Markt nimmt.

Die Antibabypille Yasminelle des Pharmakonzerns Bayer steht unter dem Verdacht, Gefäßverschlüsse bis hin zu lebensbedrohlichen Lungenembolien zu verursachen. Felicitas Rohrer fordert daher von Bayer vor dem Landgericht Waldshut-Tiengen in Baden-Württemberg 200.000 Euro. Sie sei nach an den Nebenwirkungen der Pille fast gestorben, so Rohrer. Wenn sie das Risiko gekannt hätte, hätte sie die Pille nie genommen, sagt die 31-Jährige, die als erste Betroffene in Deutschland Klage eingereicht hatte. Ob Yasminelle die Ursache für die schweren gesundheitlichen Probleme Rohrers war, ist unklar. Fest steht nur, dass die sportliche Nichtraucherin und Vegetarierin im Alter von 25 Jahren eine Lungenembolie erlitt und damals, am 11. Juni 2009, nach einem Herzstillstand bereits klinisch tot war. Rohrer leidet seitdem unter anderem an Herz- und Atembeschwerden. Kinder darf sie keine bekommen, weil sie ein Blutverdünnungsmittel mit erheblichen Nebenwirkungen einnehmen muss.

Klägerin: 250 weitere Frauen betroffen

Die Klägerin berichtet von etwa 250 weiteren Frauen allein in Deutschland, die ebenfalls Thrombosen erlitten hätten. In den USA hat Bayer in außergerichtlichen Einigungen bereits rund 1,9 Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro) an tausende Klägerinnen gezahlt.

In dem Zivilprozess wird mit entscheidend sein, wie die Richter den Warnhinweis auf das erhöhte Thromboserisiko des Wirkstoffes Drospirenon bewerten werden. Rohrer zufolge entstand auf dem Packzettel zur Pille der Eindruck, dass nur übergewichtige oder diabeteskranke Frauen betroffen sein könnten. In den neuen Pillenschachteln gibt es mittlerweile einen deutlicheren Warnhinweis, was zugunsten der Klägerin sprechen könnte. Dennoch weist Bayer jegliche Forderungen zurück. Die geltend gemachten Ansprüche seien unbegründet, Bayer werde sich dagegen zur Wehr setzen, teilte der Konzern auf Anfrage mit.

768 Mio. Euro Umsatz gemacht

Auf einen außergerichtlichen Vergleich will sich die 31-Jährige, deren Klage zwar als erste eingereicht wurde, aber jetzt erst zur Verhandlung kommt, offenbar nicht einlassen. Sie will erreichen, dass die Pille vom Markt genommen werden muss, sagt sie. Der Konzern verkauft die Pille international auch unter den Namen Yasmin und Yaz und machte damit 2014 einen Umsatz von 768 Millionen Euro. Wegen ähnlicher Fälle sind Klagen gegen Bayer in Frankreich, der Schweiz und Kanada anhängig.

(APA/AFP)

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