China: Staatsfonds CIC nimmt Deutschland ins Visier

Symbolbild: Deutsche und chinesische Flagge
Symbolbild: Deutsche und chinesische FlaggeREUTERS
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Peking will mit der Investment-Gesellschaft seine Abhängigkeit von US-Staatsleihen reduzieren.

Der Milliarden schwere chinesische Staatsfonds CIC ist auf der Suche nach deutschen Investitionszielen. Wegen des schwachen Euros häufen sich Übernahmen von Unternehmen aus der Volksrepublik in Europa. CIC denkt einem Zeitungsbericht zufolge über Zukäufe in Deutschland nach. "Wir sehen uns nach verschiedenen Objekten um", zitierte das "Handelsblatt" (Montagsausgabe) CIC-Chefinvestor Li Keping.

Besonders interessiert sind die Chinesen demnach an Firmen, die sich mit dem Thema Industrie 4.0 beschäftigen - der Verbindung von Produktion und digitaler Welt.

Mit einem Vermögen von rund 750 Mrd. Dollar (692 Mrd. Euro) hätte CIC laut dem Bericht sogar die Finanzkraft, einen Großkonzern in Deutschland zu übernehmen. Li zerstreute jedoch Bedenken, dass sich der Fonds direkt in die Geschäfte deutscher Firmen einmischen könnte: "Wir streben keine direkte Kontrolle der Unternehmen in unserem Portfolio an."

Abhängigkeit von US-Staatsleihen reduzieren

China hatte den mächtigen Staatsfonds 2007 gegründet, um einen Teil seiner gewaltigen Devisenreserven im In- und Ausland anzulegen. Peking will mit der Investment-Gesellschaft seine Abhängigkeit von US-Staatsleihen reduzieren, in denen noch immer der größte Teil von Chinas rund 3,7 Bill. Dollar schwerem Währungsschatz steckt. Zuletzt motivierte vor allem der schwache Eurokurs die Chinesen, in Europa auf Einkaufstour zu gehen.

Die China Investment Corporation (CIC) war in diesem Jahr zunächst aus einem Wettbewerb um die Übernahme des deutschen Autobahn-Dienstleisters Tank & Rast ausgeschieden, aber später in einem Konsortium um den Versicherungskonzern Allianz doch zum Zug gekommen.

Chinas Staatsfonds ist jedoch nicht das einzige chinesische Unternehmen, dessen Hunger auf Übernahmen in Deutschland und Europa gewachsen ist. Laut einer Studie des Merics China-Instituts in Berlin lagen chinesische Investitionen in Europa 2014 bei rund 18 Mrd. Euro, nachdem sie Mitte der 2000er-Jahre noch nahezu bei Null gelegen hatten. Zwischen 2000 und 2014 habe es mehr als 1.000 Neugründungen, Fusionen und Übernahmen im Umfang von 46 Mrd. Euro gegeben.

Die bisher größten Beispiele für Übernahmen chinesischer Unternehmen in Deutschland sind Lenovos Investition in den deutschen Computer-Hersteller Medion für rund 530 Mio. Euro, die Übernahme des Automobilzulieferers Hilite International durch den Flugzeughersteller AVIC für 473 Mio. Euro im Jahr 2014 sowie die Übernahme des Maschinenbau- und Logistikkonzerns Kion durch Weichai Power für 467 Mio. Euro im Jahr 2012.

(APA/dpa)

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