Prognosen: „Abwärtsdruck wird 2016 anhalten“

Die US-Börsen erwartet ein enttäuschendes Jahr, meinen Analysten.
Die US-Börsen erwartet ein enttäuschendes Jahr, meinen Analysten.(c) REUTERS (LUCAS JACKSON)
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Die Analysten mit den besten Prognosen für 2015 sagen für nächstes Jahr eine schwache Entwicklung der US-Börsen und einen weiteren Goldpreisverfall voraus.

New York. Die Analysten und Volkswirte mit den besten Prognosen für Aktien, Anleihen und Edelmetalle haben einen Ratschlag für 2016: Investoren sollten nicht den Weisheiten der Masse trauen. Nach einem Jahr, in dem der Konsens bei US-Aktien, Bonds und Gold danebengelegen ist, weichen die wenigen Analysten, die mit ihren Erwartungen der Realität nahegekommen sind, schon wieder von den Erwartungen der Mehrheit ab. Falls sie mit ihren Prognosen für 2016 abermals recht haben, dann können Investoren von zwölf weiteren Monaten mit widerstandsfähigen US-Staatspapieren, enttäuschenden Erträgen bei den Aktien im Standard & Poor's 500 sowie einem neuen Sechsjahrestief bei Gold ausgehen.

Anleihen stiegen dann doch . . .

Die Mehrheit der Marktteilnehmer ist ins Jahr 2015 mit der Prognose gestartet, dass eine starke Wirtschaft die Kurse von Aktien nach oben und Bonds nach unten treiben werde. Marktunruhen in China und eine Aufschiebung der Zinsanhebung in den USA machten ihnen einen Strich durch die Rechnung. Das gab Anleihen Auftrieb, schickte die Preise für Rohstoffe auf ein 16-Jahres-Tief und wird Aktien das Jahr wahrscheinlich mit dem ersten Jahresverlust (auf Dollarbasis) seit 2011 abschließen lassen.

„Die Erwartungen des Marktes haben sich mehrfach nicht erfüllt“, sagt Yusuke Ito von Mizuho Asset Management. „Aktien haben bereits damit begonnen, nachzugeben, und der Abwärtsdruck wird sich 2016 fortsetzen. Was Anleihen anbelangt, glaube ich nicht, dass die Fed die Zinsen viele Male hinaufsetzen kann. Das wird auch auf die Renditen einen Abwärtsdruck ausüben.“ Die Prognostiker hatten Anfang 2015 für den S & P 500 laut Bloomberg-Daten im Durchschnitt ein Jahresplus von 8,1 Prozent vorhergesagt – stattdessen lag der US-Aktienindex am 24. Dezember nur knapp über dem Wert von Anfang Jänner. Der weltweite MSCI All-Country World Index war 3,6 Prozent schwächer. Belastet wurden Aktien von sinkenden Gewinnen und Sorgen, dass das Ende der Nullzinspolitik der US-Notenbank die Bewertungen belastet.

David Kostin von Goldman Sachs hatte für 2015 einige der genauesten Prognosen für den S & P-500-Index abgegeben. Seinen Worten zufolge wird das Börsenbarometer im kommenden Jahr nicht über die Marke von 2100 Punkten steigen. Im Durchschnitt liegen die Prognosen bei 2216 Zählern. Zuletzt bewegte sich der Index bei 2060 Punkten. Guy LeBas von Janney Montgomery, der die genauesten Prognose für US-Staatsanleihen 2015 abgegeben hat, glaubt, dass die Renditen zehnjähriger Papiere das kommende Jahr nahezu auf dem aktuellen Niveau beenden werden, nämlich bei 2,22 Prozent. Seine Erwartungen einer geringen Inflation und eines schwachen Wirtschaftswachstums lassen ihn vom Median-Konsens in einer Bloomberg-Umfrage abweichen, der die Renditen auf 2,75 Prozent steigen sieht.

. . . Goldpreis gab nach

Der Einbruch bei den Rohstoffpreisen hat bis auf die pessimistischsten Marktteilnehmer fast alle überrascht. Eine gemäßigte Inflation belastete die Anziehungskraft von Edelmetallen, eine schwache Nachfrage aus China drückte den Rohstoffmarkt, ein Überangebot an Rohöl schickte dessen Preise in den Keller. Der Spot-Preis für Gold dürfte 2016 um weitere zwölf Prozent auf 950 Dollar je Unze nachgeben – weil steigende US-Zinsen die Attraktivität schmälern werden, sagt Barnabas Gan von Oversea-Chinese Banking Corp. Von dem Unternehmen kamen in den vergangenen drei Quartalen die genauesten Prognosen zu Edelmetallen. Im Median sehen Marktteilnehmer einen Preis von 1100 Dollar zum Ende 2016. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2015)

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