Abgasskandal: Automessen im Schatten von VW

(c) Bloomberg
  • Drucken

Bei den Messen in Detroit und Las Vegas im Jänner dürfte es vor allem um die Frage gehen, wie Volkswagen sein ramponiertes Image wiederherstellen will.

München/Wolfsburg. Wenn sich im Jänner die Autobranche auf zwei wichtigen Messen in den USA trifft, dürfte es nur am Rand um neue Modelle oder Vernetzung gehen. „Das Thema VW wird im Vordergrund stehen“, sagt Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Elf Millionen Fahrzeuge mit geschönten Dieselabgaswerten müssen die Niedersachsen in Ordnung bringen – und nebenbei das ramponierte Image aufpolieren. Wie sie sich den Neustart vorstellen, wollen Vorstandschef Matthias Müller und VW-Markenchef Herbert Diess auf der Automesse in Detroit und der Technologiemesse in Las Vegas präzisieren.

In den USA, dem zweitgrößten Pkw-Markt der Welt nach China, verkauft die Kernmarke Volkswagen relativ wenige Autos. Die Wolfsburger kämpfen seit Langem damit, dass sie den Appetit der verwöhnten Kundschaft auf neue Modelle nicht schnell genug stillen können. „In den vergangenen Jahren hat die Marke Volkswagen in den USA meist Verlust geschrieben“, erläutert Frank Schwope von der NordLB.

Schuldbewusstsein gefragt

Ausgerechnet die amerikanischen Umweltbehörden enthüllten den Skandal um manipulierte Abgaswerte, den VW lang abgestritten hatte. „Ein so schwerer Imageschaden lässt sich nicht schnell reparieren“, gibt Schwope zu bedenken. In den USA wird der Skandal laut Pieper „viel ernster genommen“. Hinzu komme das schwer kalkulierbare Thema Schadenersatz. „Da wird die Aufarbeitung am schwierigsten.“ Mit Blick auf den ersten großen Auftritt von Konzernchef Müller in den USA Mitte Jänner ergänzt der Analyst: „Bei den Amerikanern muss es ein Tick mehr Schuldbewusstsein sein.“

Mit Spannung erwarten Fachleute, wie sich der VW-Absatz in den nächsten Monaten entwickelt, besonders in den USA. Experten und VW rechnen nur mit einem kleinen Absatzrückgang. Schwope von der NordLB geht davon aus, dass die weltweiten Verkaufszahlen 2015 von 10,1 auf 9,9 Millionen Fahrzeuge sinken und 2016 dort verharren werden. Damit bliebe VW auf Platz zwei hinter Toyota.

Der VW-Abgasskandal dämpft auch bei der Tochter Audi die Investitionsbereitschaft. Der Oberklassehersteller will zwar 2016 mit mehr als drei Mrd. Euro annähernd so viel Geld in neue Modelle und Technologien stecken wie bisher angepeilt. Doch wollte sich Audi bei der Bekanntgabe seiner Pläne am Montag nicht mehr zum restlichen Zeitraum bis 2019 äußern, für den bisher ebenfalls jährliche Ausgaben von über drei Mrd. Euro geplant waren. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.