Commodities: Anleger fliehen aus Rohstofffonds

Auch Rohöl konnte sich dem Preiseinbruch nicht entziehen.
Auch Rohöl konnte sich dem Preiseinbruch nicht entziehen.(c) REUTERS (MIKE STONE)
  • Drucken

2015 war ein katastrophales Jahr für Rohstoffe, die sich um etwa ein Viertel verbilligt haben. Einige hoffen nun auf eine Erholung des Gold-, Weizen- und Erdgaspreises.

New York. Investoren können derzeit offenbar nicht schnell genug aus Rohstoffen außerhalb des Energiebereichs flüchten. Heuer wurden 857 Mio. Dollar (781 Mio. Euro) allein aus solchen börsengehandelten US-Fonds abgezogen, die mit breit gefächerten Rohstoffkörben von Getreide bis hin zu Metallen unterlegt sind, zeigten von Bloomberg zusammengestellte Daten bis zum 23. Dezember. Der Wert dieser Fonds brach um 26 Prozent ein, während die Rohstoffe insgesamt auf ein 16-Jahres-Tief abstürzten. Hedgefonds erwarten weitere Verluste und setzen auf den Terminmärkten auf weitere Preisrückgänge bei Gold, Kupfer, Mais und Erdgas. Zwar hatten sich auch Rohöl und Erdgas dem Preiseinbruch nicht entziehen können, dennoch zählten Energiefonds zu den einzigen im Bereich der Rohstoffe mit Nettozuflüssen im Jahr 2015.

China wächst schwächer

Die Stimmung bei Rohstoffen schlug um, nachdem der vorherige Bullenmarkt rund ein Jahrzehnt angehalten hatte – angetrieben von der Nachfrage aus China nach Getreide, Metallen und Energieträgern. Die Erzeuger setzen alles daran, die wachsende Nachfrage zu erfüllen. Das hat anschließend zu einem Überangebot geführt, denn China kämpft inzwischen mit dem schwächsten Wirtschaftswachstum seit einer Generation.

„Nicht auf dem Rohstoffmarkt aktiv zu sein hat sich 2015 für uns bezahlt gemacht“, sagte Alan Gayle, ein Stratege bei Ridgeworth Investments in Atlanta. Die Firma verwaltet 39 Mrd. Dollar. „Wir haben eine Kombination aus schwächerer Nachfrage und Überangebot. Und bis wir eine Lösung bei einem dieser Punkte sehen, bleiben wir am Spielfeldrand.“ Der Bloomberg Commodity Index, der die Preise von 22 Rohstoffen abbildet, ist 2015 um ein Viertel eingebrochen. Investoren zogen den Bloomberg-Daten zufolge in diesem Jahr Gelder aus ETFs ab, die in Agrarprodukte, Nutztiere und Industriemetalle investieren. Bei Edelmetallen beschleunigte sich der Abfluss in den letzten drei Monaten des Jahres noch. Beeinflusst wurde das von einer Entscheidung der US-Notenbank, die Leitzinsen anzuheben.

Für das neue Jahr üben sich einige Marktteilnehmer in Optimismus. Da einige Rohstoffe zuletzt in der Nähe eines Niveaus gehandelt wurden, das den Produktionskosten entspricht, setzen sie darauf, dass die Preise inzwischen ihre Tiefststände erreicht haben. Laut einer weltweiten Umfrage von Bloomberg unter 108 Händlern, Analysten, Volkswirten und Strategen werden sich die Preise für Gold, Weizen und Erdgas im Lauf des Jahres 2016 erholen.

Die Hoffnung auf steigende Preise hatte bereits 2015 dazu geführt, dass Energie-ETFs Zuflüsse verzeichnen konnten. Investoren sind offenbar vermehrt der Ansicht, dass der Preiseinbruch einige Produzenten dazu zwingen wird, das Angebot zurückzufahren – was letztlich die Erholung anschieben werde, sagte Investmentstratege Rob Haworth von U. S. Bank Wealth Management. „Die Art und Weise, wie sich die Reaktion auf der Angebotsseite entwickelt hatte, blieb unter den Erwartungen“, erklärte Haworth im Interview mit Bloomberg. Die Opec-Staaten hätten sich entschieden, eigene Marktanteile mit einer konstanten Produktion zu verteidigen.

Erholung erwartet

Insgesamt wird 2016 aber auf dem Rohstoffmarkt eine Verbesserung der Lage erwartet, heißt es von Analysten um Jeffrey Currie von Goldman Sachs. Ihren Prognosen zufolge wird der Standard & Poor's GSCI Enhanced Total Returns Commodity Index um drei Prozent steigen. Demnach wird die Erholung vom Bereich Energie mit einem Plus von sieben Prozent angeführt werden. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.