VW-Skandal: "Deutsche Kunden sind keine Bittsteller"

VW
VWAPA/AFP/PAUL J. RICHARDS
  • Drucken

Deutsche Konsumentenschützer fordern, dass der Konzern auch den europäischen Verbrauchern anbietet, betroffene Autos zurückzukaufen.

In der Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Dieselmotoren hat der deutsche Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) Volkswagen aufgefordert, betroffene Autos zurückzukaufen. VW müsse sich verpflichten, "alle Ansprüche, die sich aus der Manipulation ergeben, zu entschädigen", sagte VZBV-Chef Klaus Müller den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagsausgabe).

"Die Rückkaufoption ist sicherlich für viele Verbraucher eine pragmatische und schnelle Lösung." Weiter sagte Müller: "Als Zeichen der Demut stünde es Volkswagen gut zu Gesicht, deutschen und europäischen Verbrauchern ein ähnlich attraktives Angebot wie denen in den USA zu unterbreiten." Es wäre hilfreich, wenn nicht jeder einzelne betroffene Konsument Ansprüche gegenüber VW durchsetzen müsse. Hierzu wäre das Instrument der Gruppenklage sinnvoll, das es bisher noch nicht in Deutschland gebe, fügte der VZBV-Chef hinzu. Zum einen müsse dann nicht jeder Betroffene individuell klagen, zum zweiten würden Gerichte effizienter arbeiten, denn eine Entscheidung gelte dann für alle Kläger.

Anwalt: "Deutsche Kunden haben Rechte"

Der Rechtsanwalt Ralf Stoll, dessen Kanzlei rund 800 geschädigte VW-Fahrzeugbesitzer vertritt, sagte der Funke-Mediengruppe, Volkswagen müsse auch deutschen Kunden Lösungen anbieten, die die Ansprüche auf Neulieferung, Rückabwicklung und Wertverlust der Autos berücksichtigten. Der Konzern müsse nachvollziehbar darlegen, welche technischen Folgen und Risiken etwa das Software-Update für die Motorsteuerung habe.

Weiters meinte Stoll, es sei gegenüber VW klargestellt worden, dass die deutschen Kunden "keine Bittsteller sind, sondern Rechte haben, die nötigenfalls auch gerichtlich durchgesetzt werden". Volkswagen habe daraufhin mit einer Einladung zur Besprechung der Ansprüche Ende Jänner reagiert.

Nach US-Ermittlungen hatte Volkswagen im September eingeräumt, weltweit in rund elf Millionen Fahrzeugen eine Schummelsoftware eingesetzt zu haben, die bei Emissionstests zu einem niedrigeren Stickoxidausstoß führt als auf der Straße. Am Montag hatte das US-Justizministerium Klage gegen den Konzern eingereicht. Dem Konzern wird darin die Manipulation von Abgaswerten bei fast 600.000 in den USA verkauften Autos der Marken VW, Audi und Porsche sowie der Verstoß gegen ein Gesetz zur Luftreinhaltung vorgeworfen. VW droht eine Milliardenstrafe.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Detail view of a Volkswagen logo at the North American International Auto Show in Detroit
International

Dutzende Großinvestoren verklagen VW auf Schadenersatz

Investoren aus den USA und Großbritannien fordert einen "deutlich dreistelligen Millionenbetrag von Volkswagen.
VW
International

Sammelklage gegen VW: "Hunderte kommen wöchentlich hinzu"

Bisher haben sich rund 60.000 Autobesitzer bei der Stiftung "Stichting Volkswagen Car Claim" registriert, sagt Rechtsanwalt Julius Reiter.
International

Präsidium des VW-Aufsichtsrates trifft sich im Jänner

Zu einer Lagebesprechung soll sich der VW-Aufsichtsrat noch diesen Monat treffen. Auch das unglückliche Interview von Matthias Müller in Detroit soll Thema sein.
VW-Vorstandsvorsitzender Matthias Müller hat derzeit nur selten Grund zum Lachen.
International

VW-Abgasaffäre: Müllers Bußgang nach Detroit

VW-Konzernchef Matthias Müller kämpft um Ruf und Zukunft des ramponierten Autokonzerns auf dem amerikanischen Markt. Die Probleme begannen schon vor dem Skandal.
VW-Vorstandsvorsitzende Matthias Müller
International

US-Umweltbehörde lehnt VW-Rückrufplan ab

Der US-Bundesstaat Kalifornien lehnt die Vorschläge von VW zur Reparatur der Diesel-Motoren ab. Die Pläne seien unzureichend, erklärten die Umweltschutzbehörden EPA und CARB.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.