Lufthansa: Keine Streiks bis Ende Juni

Schlichtungsgespräche sollen die Lufthansa vor weiteren Streiks bewahren.
Schlichtungsgespräche sollen die Lufthansa vor weiteren Streiks bewahren.(c) APA/AFP/DANIEL ROLAND
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Konzern und Gewerkschaft einigten sich im Tarifstreit der Flugbegleiter auf Schlichtungsverhandlungen mit „Friedenspflicht“. Bei Anlegern kam das gut an.

Berlin/Frankfurt. Fürs Erste aufatmen können Passagiere wie auch Aktionäre der Lufthansa: Bis Mitte des Jahres wird es bei der AUA-Mutter keine weiteren Streiks der Flugbegleiter geben. Der Konzern und die Gewerkschaft Ufo einigten sich auf Schlichtungsgespräche bis zum 30. Juni 2016. „Für diesen Zeitraum besteht eine Friedenspflicht“, teilten beide Seiten am Freitag mit.

Bei Investoren kam das gut an: In einem insgesamt freundlichen Börsenumfeld legte die Lufthansa-Aktie am Freitag um bis zu 4,2 Prozent zu. Im Tagesverlauf büßte sie zwar einen Teil der Gewinne wieder ein, Marktbeobachter blieben aber optimistisch. So sagte Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher: „Man scheint der Lösung der Probleme deutlich näher gekommen zu sein.“

2,2 Prozent mehr Gehalt

Auf einen neuen Vergütungstarifvertrag mit Laufzeit bis zum 30. September 2016 sowie eine Vereinbarung zur zukünftigen Versorgung des Kabinenpersonals einigten sich Lufthansa und Gewerkschaft schon vor Beginn der Schlichtung. Demnach bekommen die rund 19.000 Kabinenmitarbeiter für 2015 eine Einmalzahlung von 3000 Euro. Ab dem 1. Jänner 2016 steigen Löhne und Gehälter rückwirkend um 2,2 Prozent. Beim besonders strittigen Thema der Alters- und Übergangsversorgung erzielte man eine Teileinigung: Wie Reuters aus Verhandlungskreisen erfuhr, verständigten sich beide Seiten darauf, die Betriebsrenten umzustellen. Künftig garantiere Lufthansa den Beschäftigten nicht mehr eine konkrete Rentenhöhe, sondern die Zahlung eines festen Arbeitgeberbeitrags. Das Zinsrisiko, das die Lufthansa-Bilanz in Zeiten niedriger Zinsen belastet, gehe damit auf die Beschäftigten über. Noch offene Details beim Thema Versorgung sollen möglichst bis 15. Februar geklärt oder sonst in den Schlichtungsgesprächen verhandelt werden. Weitere Punkte, um die es in der Schlichtung unter Leitung des früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck gehen wird, sind unter anderem die Löhne ab Oktober und offene Themen beim Manteltarifvertrag.

Parallel zur Schlichtung wollen beide Seiten auch andere Fragen erörtern, etwa die Voraussetzungen, unter denen Kabinenmitarbeiter innerhalb des Lufthansa-Konzerns zu einer anderen Airline in Deutschland wechseln können.

Sowohl Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens als auch Ufo-Chef Nicoley Baublies äußerten sich positiv zu den jüngsten Verhandlungen und der Annäherung. Baublies sagte, es sei gelungen, „alle offenen Fragestellungen einem Lösungsmechanismus zuzuführen und den Mitarbeitern in dieser Zeit ausreichend Planungssicherheit zu geben“.

500 Millionen Euro Kosten

Die Gewerkschaft Ufo hatte die 19.000 Stewardessen und Stewards im November zu einem rund einwöchigen Streik aufgerufen – es war der längste Arbeitskampf in der Geschichte der Lufthansa. Betroffen waren mehr als eine halbe Million Passagiere. Auch zuvor hatte es wiederholt Ausstände gegeben. Insgesamt kosteten die Streiks der Flugzeugführer und Flugbegleiter in den Jahren 2014 und 2015 die Lufthansa nach eigenen Angaben rund 500 Millionen Euro. Auch die Aktie kam unter Druck.

Nach wie vor ungelöst ist der Konflikt mit den Piloten. Diesen ist vor allem der Ausbau der Lufthansa-Billigtochter Eurowings ein Dorn im Auge. Hier gebe es jedoch ebenfalls „konstruktive Gespräche“, sagten Sprecher des Konzerns und der Piloten-Gewerkschaft VC übereinstimmend.

Den Tarifstreit mit dem Bodenpersonal legte die Lufthansa Ende 2015 bei. (APA/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2016)

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