Rückruf: Airbagskandal betrifft bereits 24 Millionen Autos

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Das Problem mit fehlerhaften Airbags in den USA betrifft nun auch Autos von Volkswagen und Mercedes. Unklar ist allerdings noch, ob Fahrzeuge in Europa ebenfalls mit den gefährlichen Produkten ausgestattet sind.

Washington/Wien. Kristy Williams saß in ihrem Honda Civic, Baujahr 2001, und wartete darauf, dass eine Ampel in Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) grün wird. Plötzlich löste sich der Airbag aus, Metallteile flogen durch das Auto und durchtrennten ihre Halsschlagader. Aufgrund des massiven Blutverlusts erlitt sie mehrere Schlaganfälle. Sie überlebte, musste aber wieder sprechen und gehen lernen.
Das war 2010. Honda und der Airbag-Hersteller Takata einigten sich damals außergerichtlichen mit Williams auf eine hohe Entschädigung. Das Problem mit dem gefährlichen Airbag aber blieb ungelöst – und führt jetzt zum größten Rückruf in der Geschichte der USA.

24 Millionen Fahrzeuge müssen in den USA in die Werkstatt. Am Wochenende waren fünf Millionen dazugekommen, denn auch Mercedes und die Volkswagen-Tochter Audi verwendeten fehlerhafte Airbags von Takata. Möglicherweise auch Mazda. Das Problem: Die Airbags schießen beim Explodieren Metallteile durch das Fahrzeug und können dadurch Insassen schwer verletzen. Bisher gab es zehn nachgewiesene Todesopfer aufgrund der fehlerhaften Luftpolster.

Die Ausweitung des Rückrufs auf VW und Mercedes könnte zu einem noch größeren Problem für den Airbaghersteller werden: Denn ursprünglich waren die US-Behörden von mehr als 33 Millionen betroffenen Fahrzeugen ausgegangen, hatten diese Zahl aber nach Untersuchungen auf 19 Millionen nach unten korrigiert. Bei den jüngsten Problemen ging es bisher nur um Fahrzeuge der Marke Honda und deren Nobelableger Acura.

VW startet Abgasrückruf

Die Airbags des japanischen Zulieferers sind ein Dauerproblem in der Autobranche. In der Vergangenheit waren bereits Fahrzeuge von BMW von Rückrufen betroffen, außerdem Autos der Hersteller Toyota, Honda und Ford. Auch in Japan war es zu millionenfachen Rückrufen gekommen.

Die Folgen des ausgeweiteten Rückrufs für Europa sind noch nicht klar. Konzernsprecher konnten gestern noch nicht sagen, ob auch europäische Fahrzeuge mit den fehlerhaften Airbags ausgestattet sind. Eine Daimler-Sprecherin sagte: „Wir arbeiten eng mit den Behörden zusammen, um weitere Details in Erfahrung zu bringen.“ Bisher seien dem Konzern keine Beanstandungen bekannt.

Für VW kommen die neuen Probleme zu einer Unzeit. Denn in Wolfsburg bereitet man gerade den Rückruf der Fahrzeuge vor, die von den Abgasmanipulationen betroffen sind. In Österreich müssen etwa 388.000 Fahrzeuge von VW, Seat, Skoda und Audi in die Werkstatt. Eine Reparatur soll etwa 30 Minuten dauern. (red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2016)

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