China legt sich mit George Soros an

Billionaire George Soros Speaks On New Book
Billionaire George Soros Speaks On New Book(c) Bloomberg (Simon Dawson)
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Die chinesischen Staatsmedien feuern eine Breitseite gegen „Finanzraubtier“ George Soros und den US-Dollar. Der Yuan werde die Stärke des Dollar brechen, Widerstand sei zwecklos.

Wien/Peking.Es ist eine Kamfansage an eine Ikone der Wall Street. In einem außergewöhnlich scharf formulierten Artikel warnt die chinesische „Volkszeitung“ den Großspekulanten George Soros davor, gegen den Yuan zu wetten. Er werde keinen Erfolg haben, so das Blatt. Aber der Kommentar geht noch viel weiter – und prophezeit sogar einen Triumph des Yuan über den US-Dollar, die globale Leitwährung.

Dass ein derartiger Artikel gerade jetzt kommt, ist natürlich kein Zufall. Die chinesische Zentralbank kämpft seit Wochen gegen die Abwertung des Yuan – und damit gegen Investoren, die versuchen, mit dem Yuan-Absturz auch noch Geld zu verdienen – und ihn deshalb beschleunigen. Auch machen die chinesischen Staatsmedien seit mehreren Tagen Stimmung gegen „Spekulanten“ und „bösartige Angriffe“. Dass George Soros, der sein Vermögen mit einer Wette gegen das britische Pfund gemacht hat, jetzt namentlich genannt wird, gibt diesem Propagandakrieg an der Finanzfront eine neue Dimension.

Das „Finanzraubtier“ Soros habe China durch seine Kommentare beim Wirtschaftsforum in Davos „den Krieg erklärt“, schreibt die „Volkszeitung“. „Durch seinen Einfluss haben sich die bereits bestehenden Fluktuationen des internationalen Finanzmarkts noch intensiviert, und die Währungen Asiens haben klar einen noch größeren Druck durch spekulative Angriffe erfahren“, heißt es.

Besser als andere BRICS?

China selbst sei gegen derartige Attacken aber gewappnet. Die Schwächen der chinesischen Wirtschaft seien nicht so schlimm, wie weitläufig angenommen. Die makroökonomische Stabilität Chinas sei noch immer besser als die der anderen BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, Südafrika), und daher könnten „rein wirtschaftliche Attacken“ China nichts anhaben. Auch soziale Instabilität brauche China wegen seiner „nationalen Volksstruktur und der kulturellen Traditionen“ nicht zu befürchten.

China hat seit einigen Monaten mit einer Krise an den Börsen zu kämpfen, wo im Sommer 2015 eine Blase geplatzt ist. Seitdem hat eine Kapitalflucht eingesetzt, rund eine Billion Dollar wurden abgezogen. Auch die konjunkturellen Wachstumszahlen sind nicht mehr so hoch wie zuvor. Soros hatte China zuletzt mehrmals eine „harte Landung“ prophezeit und aufgrund seiner Popularität auch die Berichterstattung im Westen beeinflusst. Die „Volkszeitung“ versucht jetzt sogar, das Spiel umzudrehen und erklärt ausgerechnet die Vereinigten Staaten zum wahren kranken Mann der Weltwirtschaft.

Yuan gegen Dollar

Zwar werde der US-Dollar seine Stärke gegenüber den Währungen anderer Entwicklungsländer lang behaupten können, „nicht aber gegenüber dem Yuan“. Diese Aussage ist auch deshalb relevant, weil der Yuan de facto noch an den Dollar gebunden ist. Es ist allerdings auch klar, dass dieser Dollar-Peg fallen muss, wenn der Yuan zu einer international anerkannten Reservewährung aufsteigen will.

Die USA hätten unter einem Handelsbilanzdefizit zu leiden, während China einen Überschuss hat. Versuche zur „Reindustrialisierung“ der USA würden scheitern, so das „Volksblatt“, was die Handelsbilanz weiter verschlechtern würde. Das Blatt bezieht sich zudem auf das Triffin Paradox, das dann auftritt, wenn die nationalen Interessen eines Landes, dessen Währung als globale Leitwährung fungiert, im Konflikt zu den internationalen Bedürfnissen an diese Währung stehen. „Die zeitweise Stärke des Dollar gegenüber dem Yuan wird unvermeidlich vom Triffin Paradox unterbrochen“, so die chinesische Zeitung: „Daher kann man abschätzen, dass diese Zeit nicht mehr sehr lang dauern kann.“ (jil, maka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2016)

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