Schattenwirtschaft: Weniger Pfusch in Deutschland

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Schwarzarbeit wird im Nachbarland zurückgedrängt, weil die Wirtschaft dort wächst, prognostiziert Ökonom Friedrich Schneider.

Wien. Die Arbeitslosigkeit und der Flüchtlingszustrom werden die Schattenwirtschaft ankurbeln, in Summe wird ihr Anteil an der Wirtschaftsleistung heuer dennoch zurückgehen, prognostizierte der Linzer Volkswirtschaftsprofessor Friedrich Schneider kürzlich für Österreich. Gemeinsam mit dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) in Tübingen legte er nun eine Prognose für Deutschland vor: Auch dort wird nach seiner Einschätzung heuer weniger gepfuscht werden.

Die Schattenwirtschaft werde in Deutschland um ein Prozent abnehmen, das Verhältnis zum offiziellen BIP reduziere sich auf 10,8. Die Gründe dafür: der Beschäftigungsanstieg auf dem offiziellen Arbeitsmarkt und das Wirtschaftswachstum. Nach Modellberechnungen wird der Umfang der Schattenwirtschaft (darunter fallen Pfusch, illegale Beschäftigung und weitere illegale Tätigkeiten) in Deutschland heuer bei 336 Mrd. Euro liegen, gegenüber dem Vorjahr ist das ein Rückgang um gut drei Mrd. Euro. Getrieben werde diese Entwicklung durch die günstige wirtschaftliche Situation im Nachbarland.

In Österreich nur Einmaleffekt

Und da liegt, so Schneider zur „Presse“, der große Unterschied zu Österreich: Zwar sollte heuer auch hierzulande die Schattenwirtschaft zurückgehen, „aber nur wegen der Steuerreform. Wenn wir die kalte Progression nicht abschaffen, ist das ein einmaliges Ereignis.“ Dazu kommt der Anstieg der Arbeitslosigkeit – in Österreich werde die Schattenwirtschaft also bald wieder kräftig zulegen. In Deutschland dagegen sei ihr Rückgang nachhaltig, weil konjunkturgetrieben.

Die Situation in beiden Ländern sei also nicht vergleichbar, sondern in Wahrheit „selten so gegenläufig gewesen wie in dieser Zeit“, sagt der Ökonom. Nachsatz: Deutschland könne es sich somit auch leisten, die Flüchtlinge, die im Land bleiben, zu integrieren – während Österreich die 1,7 Mrd. Euro, die heuer aufgrund des Flüchtlingszustroms aufzubringen sein werden, „eigentlich nicht hat“.

Auf eine Prognose, wie sich der Zustrom arbeitsfähiger Menschen auf die Schattenwirtschaft in Deutschland auswirken wird, ließ sich Schneider indes nicht ein. Lediglich eine Projektion habe man vorgenommen, um Vorstellungen über mögliche Größenordnungen zu gewinnen. Demnach könnte das legale Erwerbspersonenpotenzial im Nachbarland um 380.000 Menschen steigen, dazu kommen jene, deren Asylantrag noch bearbeitet wird oder die in Deutschland bleiben, obwohl ihr Asylantrag abgelehnt wurde. Das ergibt insgesamt geschätzte 800.000 Personen im erwerbsfähigen Alter. Wenn 25 Prozent davon in der Schattenwirtschaft tätig werden, könnte dadurch eine zusätzliche Wertschöpfung von knapp 1,5 Mrd. Euro entstehen.

Bei einem OECD-Vergleich ist das Niveau der Schattenwirtschaft in Griechenland, Italien, Portugal und Spanien am höchsten. Am niedrigsten ist es in den USA. (cka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2016)

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