Preisverfall: Gewinneinbruch bei Ölmultis

Der Verlust von BP ist größer als bei Deepwater Horizon.
Der Verlust von BP ist größer als bei Deepwater Horizon.(c) Bloomberg (Simon Dawson)
  • Drucken

Der Verfall der Rohölpreise beschert BP den höchsten Verlust seit 20 Jahren. Doch auch andere in der Branche leiden. Mitarbeiter werden abgebaut, Investitionen gekappt.

London. Folie Nummer sechs der Konzernpräsentation verdeutlicht das Problem des Ölkonzerns BP ziemlich deutlich: Das Angebot auf dem globalen Ölmarkt ist hoch, die Nachfrage schon weniger. Der damit einhergehende Preisverfall macht den Unternehmen weltweit zu schaffen. Ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet derzeit knapp 32 Dollar. Anfang 2013 sind es noch 120 Dollar gewesen.

Für BP ist diese Entwicklung fatal. Im abgelaufenen Geschäftsjahr stand ein Verlust von 6,5 Mrd. Dollar (sechs Mrd. Euro) zu Buche. Das Minus ist damit so hoch wie in den vergangenen beiden Jahrzehnten nicht. Selbst die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko (Stichwort Deepwater Horizon) riss 2010 kein so großes Loch in die Bilanz. Damals betrug der Verlust „nur“ knapp 3,7 Mrd. Dollar. Noch 2014 schrieb BP 3,8 Mrd. Dollar Plus.

Je niedriger der Ölpreis, desto geringer fallen die Einnahmen der Unternehmen aus. Ihre finanziellen Aufwendungen bleiben jedoch bestehen. Daher versuchen die Konzernchefs an der Kostenschraube zu drehen. BP setzt etwa auf Kürzungen bei der Belegschaft. Bis Ende 2017 sollen im Raffineriegeschäft 3000 Jobs wegfallen. Bereits zuvor ist bekannt geworden, dass auch in der Öl-und Gasförderung 4000 Mitarbeiter gehen müssen. In Summe wird das Unternehmen neun Prozent aller Arbeitsplätze streichen. Man müsse sich schnell dem veränderten Marktumfeld anpassen, sagt dazu Konzernchef Bob Dudley.

Die Investoren nahmen die Gesamtjahresergebnisse des Ölriesen nicht gut auf. An der Börse brach der Aktienkurs im gestrigen Tagesverlauf um bis zu 8,5 Prozent ein. Mit dem niedrigen Ölpreis hadert nicht nur BP. Auch andere Branchenriesen präsentierten zuletzt schlechte Zahlen. Chevron, die Nummer zwei in den USA, verkündete jüngst den ersten Quartalsverlust seit 13 Jahren. Die Folge: Auch hier müssen sich 6000 bis 7000 Beschäftigte nach einem neuen Job umsehen.

Ausgaben auf Langzeittief?

Weiters fahren die Unternehmen ihre Investitionen deutlich zurück. Bei Chevron werden diese etwa um ein Viertel reduziert. BP will seine Ausgaben ebenfalls kappen. Im Vorjahr wurden die Investitionspläne gleich mehrfach zusammengestrichen. Heuer sollen sie am unteren Ende der Spanne liegen.

Analysten zufolge könnten die Ausgaben in der gesamten Branche den niedrigsten Stand seit sechs Jahren erreichen – obwohl den Plänen zufolge nach wie vor 522 Mrd. Dollar investiert werden sollen. Doch schon 2014 sanken die Investitionen um fast ein Viertel. Es wäre somit das erste Mal seit 1986, dass die globalen Ölriesen ihre Ausgaben in zwei aufeinanderfolgenden Jahren drosseln. Das mag zunächst noch kein Problem sein, der Investitionsstau kann sich in einigen Jahren aber rächen.

Mit Spannung erwartet wurden am gestrigen Dienstag ebenfalls die Gesamtjahresergebnisse des amerikanischen Ölkonzerns Exxon. Eher düster sah es auch hier aus. Die Einnahmen halbierten sich auf 16,2 Mrd. Dollar und waren so gering wie seit 2002 nicht. Die Aktien hielten sich dafür vergleichsweise gut und gaben „nur“ um zwei Prozent nach. Grund dafür könnten die Ergebnisse des vierten Quartals sein. Sie fielen – im Gegensatz zu den bisher veröffentlichten Ergebnissen der anderen Konzerne – nämlich besser aus als Analysten im Vorfeld erwartet hatten.

Die heimische OMV kann sich dem Abwärtstrend auf dem Ölmarkt ebenfalls nicht entziehen. Erst in der Vorwoche wurde die zweite und 1,5 Mrd. Euro schwere Milliardenabschreibung binnen weniger Monate bekannt. Die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr werden am 18. Februar präsentiert. (ag./nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

BP-Zapfpistole
International

6,5 Mrd. Dollar: BP mit höchstem Verlust seit zwei Jahrzehnten

Der Ölpreisverfall machte 2015 für BP zum Katastrophenjahr. In den kommenden zwei Jahren will der Konzern tausende Jobs streichen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.