Millionen-Steuersenkung hält HSBC in London

The HSBC headquarters is seen in the Canary Wharf financial district in east London
The HSBC headquarters is seen in the Canary Wharf financial district in east London(c) REUTERS (HANNAH MCKAY)
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Die größte Bank Europas bläst den geplanten Umzug nach Hongkong doch ab. Grund dafür ist ein großes Entgegenkommen der Regierung in London. Sie senkte Steuern und entließ einen von Banken gehassten Aufseher.

London. Der Büroturm der Hongkong and Shanghai Banking Corporation, besser bekannt unter dem Kürzel HSBC, gehört zu den Wahrzeichen des globalen Finanzzentrums London. Und beinahe hätten für dieses Wahrzeichen neue Bewohner gesucht werden müssen. Denn die Bank stellte ein Jahr lang ihren Verbleib in London auf den Prüfstand. In der Nacht auf Montag kam dann die lang erwartete Entscheidung: HSBC bleibt in der britischen Hauptstadt. „London bietet uns die besten Optionen“, sagte HSBC-Chef Douglas Flint. „Großbritannien ist eine der am engsten vernetzten Volkswirtschaften mit einem fantastischen Aufsichts- und Rechtssystem.“

Die von der – nach Bilanzsumme – größten Bank Europas in Erwägung gezogene Alternative wäre eine Verlegung des Firmensitzes nach Hongkong gewesen. Hier war die Bank bis zur Übernahme der altehrwürdigen britischen Midlands Bank bis 1992 beheimatet, als sie die Zentrale aus Sorge um die Übergabe des Stadtstaates an die Volksrepublik China nach Großbritannien umsiedelte.

Dass Hongkong nun wieder zur Debatte stand, brachte zum Ausdruck, dass HSBC die Zukunft zunehmend in den Wachstumsmärkten Asiens sieht. Dass die Entscheidung nun aber gegen Hongkong ausfiel, war nicht zuletzt den Turbulenzen in der Region und weitverbreiteter Sorge um die Aktionen der chinesischen Nationalbank geschuldet. Vor allem aber ist die Entscheidung ein massiver Vertrauensbeweis für London – und das Entgegenkommen der britischen Regierung.

Denn um HSBC das Votum für London zu erleichtern, ist die Regierung den Banken seit dem Vorjahr weit entgegengekommen. Nach dem Wahlsieg der Konservativen verkündete Schatzkanzler George Osborne ein „Ende des Banken-Bashings“. In Folge entließ er den von den Banken gehassten Chef der Finanzmarktaufsicht FSA, Martin Wheatley, zog für die Banken gegen die EZB – erfolgreich – vor den Europäischen Gerichtshof und reformierte heuer schließlich die Bankensteuer.

Geringere Bankensteuer

Damit brachte er HSBC eine milliardenschwere Morgengabe dar. Denn künftig muss die Bank nicht mehr auf ihre weltweite Bilanzsumme von mehr als 1,9 Billionen Pfund (2,5 Billionen Euro) Steuern zahlen, sondern nur mehr auf die im Vereinigten Königreich anfallende Bilanz. Statt wie bisher eine Milliarde Pfund wird die Bank damit in Zukunft nur mehr 300 Mio. Pfund zahlen müssen.

HSBC-Chef Flint wies dennoch Kritik zurück, die Regierung habe einen Kniefall vor der Finanzwirtschaft begangen: „Es hat keine Verhandlungen gegeben, und wir haben keinen Druck ausgeübt.“ Tatsächlich bedeutete aber allein die Überprüfung des Standorts London ein großes Fragezeichen für die britische Hauptstadt. Umso größer war gestern die Erleichterung. „Es ist ein Vertrauensvotum für den Wirtschaftsplan der Regierung“, erklärte ein Sprecher des Schatzkanzlers.

Die Tatsache, dass HSBC sich zudem ausdrücklich für einen langfristigen Verbleib in London aussprach, noch bevor Großbritannien selbst über seinen Verbleib in der EU entschieden hat, wurde auch als Signal vor der Volksabstimmung gewertet. Während die EU-Gegner das umgehend als einen Erfolg für sich reklamierten, stellte die Bank klar, dass bei einem „Brexit“ allein von den 5000 HSBC-Jobs in London 1000 sofort nach Paris wandern würden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2016)

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