Bauindustrie: Cemex droht Strabag mit Klage

(c) Reuters (Herwig Prammer)
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Der Rücktritt der Strabag vom Kauf mehrerer Zementwerke in Österreich und Ungarn sei „ungültig“, so die Mexikaner. Rechtliche Schritte könnten folgen.

Wien (Bloomberg/APA). Der weltweit drittgrößte Zementhersteller Cemex will den Rücktritt des heimischen Baukonzerns Strabag von einem vor einem Jahr geschlossenen Kaufvertrag nicht akzeptieren. Die Strabag sollte demnach für 310 Mio. Euro mehrere Zementwerke in Österreich und Ungarn übernehmen. Wie berichtet, erklärte die Strabag jedoch Ende vergangener Woche, dass sie aus dem Vertrag aussteige, da die österreichischen Kartellbehörden den Deal nicht bis zum 30. Juni genehmigt haben. Eine Vertragsklausel ermögliche ihr das.

„Es ist schade, dass die Strabag sich weigert, ihre Verpflichtungen einzuhalten“, sagte Cemex-Chef Lorenzo Zambrano. Für die Mexikaner sei der Rücktritt jedoch „ungültig“. Cemex droht der Strabag daher mit rechtlichen Schritten.

Gericht widerspricht Strabag

Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner hatte zuvor gemeint, er sei „enttäuscht“, dass die heimischen Behörden sich zu keiner Entscheidung durchringen konnten. Die ungarische Kartellbehörde habe den Kauf bereits im Februar abgesegnet. „Wir haben uns sehr bemüht, konnten aber die Wettbewerbsbehörde nicht zu einer positiven Entscheidung bewegen.“

Das zuständige Oberlandesgericht Wien widerspricht jedoch dieser Darstellung der Strabag. Der Prüfungsantrag sei erst im Dezember 2008 eingelangt. In einer Entscheidung vom April dieses Jahres habe man den Zusammenschluss mit Auflagen genehmigt. Gegen diese Auflagen habe es jedoch sowohl von der Bundeswettbewerbsbehörde als auch von Strabag Rekursanträge gegeben, die noch anhängig seien.

Beobachter vermuten, dass der Strabag das Scheitern des Kaufs aufgrund der Krise gar nicht ungelegen kommen könnte. Analysten haben den Kaufpreis bereits als „zu teuer“ kritisiert. Jetzt wären die Werke sicherlich günstiger zu haben. Cemex benötigt indessen dringen Geld, um seine Schulden von 15,8 Mrd. Euro abzubauen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2009)

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