Das "Violence Policy Center" legte einen Bericht vor, der Sechs- bis Zwölfjährige als neue Zielgruppe der Waffenindustrie ausmacht.
Vor einigen Jahren sorgte die Kampagne einer Elternorganisation in den USA - und darüber hinaus - für Aufregung. Sie zeigte zwei Kinder, eines hielt ein Überraschungsei in der Hand, ein anderes ein Gewehr. Das Überraschungsei ist seit 1938 verboten, um Kinder zu schützen. Waffen sind dagegen erlaubt - und viele Amerikaner haben kein Problem damit, dass ihre Kinder schon früh damit in Berührung kommen. Das blieb freilich auch nicht bei den Waffenherstellern unbemerkt. Laut einem aktuellen Bericht der Organisation "Violence Policy Center" hat die Waffenindustrie Kinder nun verstärkt ins Visier genommen. Das Zentrum legte einen 54-seitigen Bericht vor, der Sechs- bis Zwölfjährige als neue Zielgruppe der Waffenindustrie ausmacht. Hauptzielgruppe sind nach wie vor weiße Männer.
Pinke Mädchenrevolver
Unter die "aggressiven Bemühungen" um Kinder fällt dem Bericht zufolge die Verarbeitung von Plastik, so dass Gewehre auch für Sechsjährige leichter zu halten seien. Neben bunten Farben, unter anderem Pink für Mädchenrevolver, wende sich die Waffenlobby auch an die Eltern und ermutige sie, ihre Kinder so früh wie möglich mit dem Schießen vertraut zu machen.Kritk wird im Bericht unter anderem am Hersteller Keystone Sporting Arms geübt, der unter dem Markennamen Crickett das beliebteste US-Gewehr für Kinder vertreibt. Beworben wird es mit dem recht niedlichen Maskottchen "Davey Crickett" - und mit dem Slogan "My First Rifle", also "mein erstes Gewehr". Der Lobbyverband "National Rifle Association" (NRA) stellte sich bisher stets hinter den Hersteller: Durch die Gewehre würden Kinder früh den verantwortungsvollen Umgang mit Waffen lernen, so die Argumentation.
Obama: "Epidemie der Waffengewalt"
Die Debatte um Crickett gewann im Jahr 2013 an Fahrt, als eine Fünfjähriger mit seinem Crickett-Gewehr seine zweijährige Schwester erschoss. Das ist kein Einzelfall: In den USA werden im Durchschnitt jeden Tag sieben Kinder bzw. Teenager mit Waffen getötet. US-Präsident Barack Obama, der von einer "Epidemie der Waffengewalt" spricht, versuchte bereits mehrfach, die Waffengesetze zu verschärfen, scheiterte aber bisher stets am Widerstand im Kongress.
(sk/APA/AFP)